Jahresbericht des Naturschutzbundes Es gibt (fast) keine Feldhamster mehr in NRW

Der Nager ist aus NRW weitgehend verschwunden. Der Naturschutzbund gibt der Landwirtschaft eine Mitschuld.

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Düsseldorf. Die Friedenspfeife rauchen Naturschützer und Landwirte in Nordrhein-Westfalen wohl noch nicht miteinander — so viel machte der Nabu-Vorsitzende Josef Tumbrinck im Pressegespräch deutlich, als der Naturschutzbund (Nabu) NRW seinen Jahresbericht präsentierte. „Die alten Gräben gibt es noch. Um so mehr bemühen wir uns um eine Kultur des Dialogs mit den Bäuerinnen und Bauern und wollen sie im Naturschutz auf unserem Weg mitnehmen.“

So sorgen sich die Naturschützer etwa um den Bestand des Feldhamsters, der aus Nordrhein-Westfalen weitgehend verschwunden sei. Die fünf letzten Exemplare habe man eingefangen und einer Zuchtstation in den Niederlanden anvertraut, berichtete Tumbrinck. Einst hätten Hunderttausende Feldhamster in NRW gelebt. Die intensive Landwirtschaft habe ihren Lebensraum aber zunehmend verringert.

Dank seines schwarzen bis rostbraunen Fells mit einzelnen weißen Flecken zählt der Nager zu den buntesten Säugetieren Europas. Die überwiegend dämmerungs- und nachtaktiven Tiere leben in selbstgegrabenen, weit verzweigten Erdbauten.

Für Wirtschaft und Industrie galt der Feldhamster derweil jahrzehntelang als Schreckgespenst. Beim Bau des Kraftwerks Neurath in Grevenbroich und beim Tauziehen um ein Aachener Gewerbegebiet spielten Hamstervorkommen etwa eine zentrale Rolle.

Das Aussterben des Hamsters hat Auswirkungen auf die Nahrungskette, denn der Nager ist die bevorzugte Speise des Rotmilans. „Die Landwirte müssten die Bewirtschaftung ihrer Felder ändern und anders spritzen, um das Problem in den Griff zu bekommen“, fordert Tumbrinck.

Von Christina Schulze Föcking (CDU), der neuen Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, verspreche man sich aber eine konstruktive Zusammenarbeit, zumal die Politikerin selbst einen Bauernhof betreibt.

Die gute Nachricht im Jahresbericht des Naturschutzbundes: Erstmals seit langer Zeit brütet am Niederrhein ein Seeadler-Paar. Die Art zählt zu den Rückkehrern nach Nordrhein-Westfalen. Bedroht sind nach Angaben des Naturschutzbundes hingegen die Bestände von Rebhuhn, Feldlerche und Kiebitz.