Etiketten-Schwindel mit Gehacktem?
Produzent Tönnies soll Frischfleisch falsch ausgezeichnet haben.
Essen. Mit scharfen Attacken gegen die Ermittler hat am Dienstag vor dem Essener Landgericht der Prozess gegen Europas größten Schweinefleischvermarkter Aufsichtsratschef des Fußballvereins Schalke 04 Clemens Tönnies (54) begonnen. Tönnies-Verteidiger Sven Thomas beantragte, das Verfahren einzustellen, weil das Grundrecht auf einen fairen Prozess verletzt worden sei. Die Staatsanwaltschaft habe einseitig ermittelt und schließlich „völlig den Boden des Rechts verloren“, sagte er.
Tönnies und zwölf Angestellten seiner Firmengruppe wird vorgeworfen, Millionen Packungen gemischtes Hackfleisch verkauft zu haben, deren Rindfleischanteil geringer war als auf dem Etikett angegeben.
Die Ermittlungen hatten nach einer anonymen Anzeige begonnen. Wie sich später herausstellte, war der Anonymus ein ehemaliger Angestellter von Tönnies. Der Mann hatte das Unternehmen verlassen, weil er 700 000 Euro veruntreut haben soll. Tönnies-Verteidiger Thomas ist davon überzeugt, dass sich die Staatsanwaltschaft von diesem Zeugen „vor einen Karren spannen“ ließ, um gegen seinen Mandanten ermitteln zu können.