Europas Fahnder fassen 1027 Verdächtige bei Riesen-Razzia
Den Haag/Wiesbaden (dpa) - Bei einer riesigen Razzia gegen das organisierte Verbrechen haben Polizisten in Europa und Übersee insgesamt 1027 Verdächtige festgenommen.
Wie die europäische Polizeibehörde Europol in Den Haag mitteilte, sollen die Festgenommenen in zahlreiche Fälle von Menschenhandel, Betrug, Drogen- und Waffenhandel verwickelt sein. In Deutschland gingen Fahndern im Zuge der Aktion 17 mutmaßliche Kriminelle ins Netz.
Die „Operation Archimedes“ dauerte acht Tage lang und war Europol zufolge die größte internationale Aktion gegen das organisierte Verbrechen in der Geschichte Europas. Die Fahnder griffen zu an See- und Flughäfen, Grenzübergängen und an einschlägigen Orten in Großstädten. Es waren Plätze, so erläuterte Europol, die schon früher als Treffpunkte oder Tatorte aufgetaucht waren. Die Fahnder tauchten zu mehr als 300 Einsätzen an 260 Orten auf, teilte Europol mit.
Lange hatte die Polizei in ganz Europa die Mammut-Aktion gegen das organisierte Verbrechen vorbereitet. Am 15. September war es dann soweit. „Operation Archimedes“ hatte begonnen. Mehr als 20 000 Polizisten aus 34 Ländern schlugen zu.
Die Zahlen machen das Ausmaß der Aktion deutlich. Zusätzlich zu den Festnahmen wurden auch 600 Kilogramm Kokain und 200 Kilogramm Heroin beschlagnahmt, mehr als eine Tonne Cannabis, Luxus-Autos und etwa eine Million Euro Bargeld. Der schönste Erfolg für die Fahnder aber war die Befreiung von 30 rumänischen Jungens aus den Händen von Menschenhändlern.
Von einem „Meilenstein“ in der Geschichte der europäischen Polizei spricht dann auch Rob Wainwright, Direktor von Europol. „Das Ergebnis - mit über 1000 Verhaftungen in ganz Europa - ist eine Warnung auch an die schlimmsten Verbrecherbanden, dass die internationalen Justizbehörden entschlossen sind, ihre illegalen Aktivitäten zu bekämpfen“, erklärte der Behördenchef.
In Deutschland habe es nach 17 Festnahmen gegeben, teilte das Bundeskriminalamt (BKA) am Mittwoch in Wiesbaden mit. 11 Menschen seien gefasst worden, weil sie Ausländer eingeschleust haben sollen. Es bestehe der Verdacht, dass dabei 241 Menschen illegal eingereist seien. Wegen des Verdachts des Rauschgiftschmuggels sei es zu drei Festnahmen gekommen. Zwei Kilogramm Kokain wurden sichergestellt.
Laut BKA wurden bei der Aktion in Berlin zudem drei Menschen auf frischer Tat bei einem Einbruch in ein Antiquitätengeschäft gefasst. Nach Angaben einer BKA-Sprecherin handelt es sich noch nicht um abschließende Zahlen für Deutschland. Es könnten noch weitere Festnahmen hinzukommen. Organisierte Kriminalität habe viele Gesichter und sei international, betonte BKA-Präsident Jörg Ziercke. Dieser Entwicklung müsse mit einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden entgegengewirkt werden.
Europol in Den Haag hatte die Einsätze rund um die Uhr koordiniert und begleitet. Nicht nur europäische Länder beteiligten sich an der „Operation Archimedes“, sondern auch die USA, Kolumbien und sogar Australien. Die enge internationale Zusammenarbeit gilt als entscheidend für den Kampf gerade gegen das organisierte Verbrechen, das international operiert.
Das stellte auch die deutsche Gewerkschaft der Polizei (GdP) heraus, als sie den Fahndern am Mittwoch gratulierte. „Der Fahndungserfolg zeigt, dass die Antwort auf international operierende Verbrecherbanden nicht Abschottung und Wiedereinführung von Grenzen, sondern polizeiliche Kooperation heißt“, erklärte der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow. „Die deutschen Landeskriminalämter und die Bundespolizei haben einen wesentlichen Anteil daran, dass die Zusammenarbeit nicht nur in Europa, sondern weit darüber hinaus gelungen ist.“