Weibliche Verstärkung im Weltraum
Mit Jelena Serowa fliegt erstmals seit 17 Jahren eine Russin ins All.
Moskau. Weibliche Verstärkung für den deutschen Astronauten Alexander Gerst: Erstmals seit 17 Jahren fliegt wieder eine Russin ins All. Jelena Serowa soll heute vom Kosmodrom Baikonur abheben — für die Raumfahrtnation Russland ist es eine ganz besondere Mission. Serowa wird erst die vierte Kosmonautin überhaupt im All sein, zudem betritt sie als erste Russin die Internationale Raumstation ISS, wo Gerst derzeit arbeitet. „Ich freue mich auf den Flug, aber ich spüre auch große Verantwortung“, sagt die 38-Jährige. Mit rund 168 Tagen wird es eine der längsten Missionen einer Kosmonautin im Weltraum.
„Als ich klein war, erfuhren wir in der Schule natürlich von den Erfolgen der sowjetischen Raumfahrt“, sagt Serowa der Regierungszeitung „Rossiskaja Gaseta“. „Ich verliebte mich damals hoffnungslos in den Sternenhimmel — aber dass ich ihm einmal so nahe komme, hätte ich nie geglaubt“, meint die Luftfahrtingenieurin. 2001 schloss sie ihr Studium in Moskau ab und wechselte zum Raketenbauer Energija. Dort traf sie ihren späteren Ehemann Mark, einen Testflieger. 2006 wurde Jelena in den Kosmonautenkader aufgenommen — als einzige Frau.
„Uns fehlen Kosmonautinnen“, klagt Witali Dawydow von der Raumfahrtbehörde Roskosmos. Zwar beförderte Moskau seit Gagarins Flug 1961 mehr als 100 Männer ins All — aber nur drei Frauen. Dabei war die erste Frau im Weltraum eine Russin. Der Flug von Valentina Tereschkowa am 16. Juni 1963 war für die Sowjetunion auch ein politischer Triumph im Kalten Krieg. Einen „Beweis für die Gleichberechtigung der Geschlechter im Sozialismus“ nannte Kremlchef Nikita Chruschtschow den Flug. In der Praxis sah das anders aus: Tereschkowa blieb bis zur Mission von Swetlana Sawizkaja 1982 zwei Jahrzehnte lang die einzige Frau im All. Als bisher letzte Russin flog Jelena Kondakowa in den Kosmos — das war 1997.
Der Moskauer Experte Sergej Woronkow meint aber, dass bei vielen Frauen der Kinderwunsch einer Astronauten-Karriere im Weg steht. „Die Ausbildung dauert acht Jahre, das fördert bei Frauen um die 30 sicher nicht das Interesse an diesem Beruf“, sagt Woronkow. Jelena Serowa hat sich den Kinderwunsch erfüllt. Trotz aller „Leidenschaft zum Kosmos“ habe sie ihre Berufswahl nicht aus romantischen Motiven getroffen, sagt sie. „Mein Mann war drei Jahre vor mir im Kosmonautenkader, und ich konnte genau prüfen, ob ich so etwas auch tun möchte“, erzählt Serowa. dpa