Europas Wetter steht Kopf: Schneechaos und Stromausfälle
Offenbach/Moskau (dpa) - Die Sibirische Kälte beherrscht weiter viele Teile Europas: Schneemassen versetzen Moskau in den Ausnahmezustand, Winterstürme fegen über die Ukraine und in Deutschland lähmt die Eiseskälte viele Landwirte.
„Die Großwetterlage steht Kopf“, sagte Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Montag. Zu Ostern werde es milder, eine grundsätzliche Änderung der Wetterlage ist aber nicht in Sicht.
Die russischen Millionenmetropole Moskau war am Montag unter Schneemassen begraben. Kremlchef Wladimir Putin forderte den Zivilschutz auf, alle Kräfte zu mobilisieren und die Betroffenen so gut wie möglich zu unterstützen. Die Lage habe sich in diesem Ausnahmewinter noch einmal verschärft, betonten Experten. Schon jetzt sei im März mehr als doppelt so viel Niederschlag gefallen wie im Durchschnitt, sagte Bürgermeister Sergej Sobjanin der Agentur Interfax zufolge.
Die Schneemassen trafen auch die Ukraine. Die Behörden sprachen von einem Jahrhundert-Ereignis. Über Kiew sei der schlimmste Schneesturm seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 hereingebrochen, sagte der Direktor des Hydrometeorologischen Instituts, Nikolai Kulbida. Soldaten räumten mit Schützenpanzern die Straßen. Allein seit dem Vortag brachten Räumtrupps 6700 Tonnen Schnee aus der Stadt. Der Ausnahmezustand sollte bis Ende der Woche verlängert werden. Viele Kiewer nutzten die Straßen und Hügel der Stadt für Ski-, Schlitten- und Snowboardfahrten.
Wegen der andauernden Eiseskälte mussten in Großbritannien weiterhin Tausende Menschen ohne Strom auskommen. Allein in Schottland waren am Montag noch 5000 Haushalte ohne Elektrizität, nachdem Masten unter der Last von Schnee und Eis zusammengestürzt waren. Der Wetterdienst Met Office kündigte an, dass die eisigen Temperaturen noch bis mindestens Karfreitag bleiben würden.
In Deutschland verzögert der lange Winter die Aussaat auf den Feldern und das Setzen von Gartenpflanzen. „Sorgen bereiten den Bauern derzeit vor allem die Frühkartoffeln“, sagte der Sprecher des Deutschen Bauernverbands, Johannes Funke. „Diese Kartoffeln müssen bis Anfang April in den Boden. Bei Frost können sie aber nicht gelegt werden.“
Wegen der frostigen Temperaturen dürfte die Spargelsaison in diesem Jahr später als üblich beginnen. „Das Ostergeschäft fällt komplett aus“, sagte am Montag der Chef des sächsischen Spargelverbandes, Holger Schöne, für seinen Bereich. Dagegen konnten die Bauern in Baden-Württemberg und Niedersachsen bereits den ersten Spargel ernten. Allerdings fällt die Ausbeute gering aus und mit rund 20 Euro pro Kilo werden echte Liebhaberpreise aufgerufen.
Und wie ist der Ausblick auf die Feiertage? Ostern werde sich die Großwetterlage nicht grundsätzlich ändern, aber die Gegensätze schwächten sich ab, sagte DWD-Meteorologe Friedrich. „Die extreme Kälte haben wir hinter uns.“ Das Feiertagswetter werde in Deutschland nicht wirklich schön, aber etwas milder mit Regen.