Europaweit aktive Bande gesprengt
Betrüger sollen Opfer mit scheinbar lukrativen Vermögensanlagen in die Falle gelockt haben.
Wuppertal. Die Polizei hat eine europaweit aktive Bande von Anlagebetrügern ausgehoben. Der mutmaßliche Kopf der Bande — oder zumindest ein führendes Mitglied — soll ein bis dahin unbescholtener Familienvater und Geschäftsmann aus Solingen sein. Er habe sich sehr konspirativ verhalten, sagte ein Sprecher der Wuppertaler Staatsanwaltschaft. „Niemand kannte seinen Namen. Er hieß nur ,Der Türke’ oder ,die Haupthand’.“
„Wenn sich die Bande in einer Wohnung traf, wurden alle Handys in einer Mikrowelle deponiert“, sagte Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert. Ein Kronzeuge habe sich schließlich das Kennzeichen des Autos merken können, mit dem der mutmaßliche Bandenchef unterwegs war. So habe man den 38-Jährigen identifiziert. „Die Bande hatte Listen von vermögenden Menschen. Die wurden dann angerufen“, sagte Baumert. Den potenziellen Opfern wurden attraktive Vermögensanlagen offeriert: „Die dafür geschaffenen Internetauftritte von Firmen hießen Taurus Equity, Empire Investment, Finkelstein West Asset oder Guthmann Group.“ Den angehenden Neukunden wurden attraktive Angebote unterbreitet. Ein Opfer aus der Schweiz habe mehr als 100 000 Euro investiert und verloren. Ein weiteres Opfer habe seine gesamte wirtschaftliche Existenz eingebüßt. Denn die Aktiendepots hätten nie existiert. Bislang haben die Ermittler allein bei den Geldflüssen im Raum Wuppertal sieben Geschädigte registriert, deren Schaden sich über eine halbe Million Euro summiert.
Bei der Rückverfolgung der Anrufer habe das Bundeskriminalamt geholfen, sagte Baumert. Die Wuppertaler Ermittler seien der Spur des Geldes gefolgt. Nach ihren Angaben sind mindestens acht Verdächtige zur Bande zu zählen. Von den drei rumänischen Finanzagenten sei einer bereits zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Der mutmaßliche Chef der Finanzagenten, ein geständiger 28-Jähriger, sitze ebenso wie der mutmaßliche Solinger Boss der Bande in Untersuchungshaft.