Fall Daniel: Richter zeigt den Großvater wegen Missbrauchs an
Angeklagter (61) spricht von Intrige seiner Tochter.
Erkrath/Wuppertal. Neue Vorwürfe zu sexuellem Missbrauch und körperlichen Misshandlungen von Kindern aus dem Umkreis des „Fall Daniel“ beschäftigen das Wuppertaler Landgericht.
Der zweijährige Daniel aus Erkrath war vor drei Jahren ums Leben gekommen, seine Mutter und ihr damaliger Freund wurden dafür verurteilt. Seit Montag muss sich Daniels Großvater (61) in einem eigenen Prozess vor der 4. Großen Strafkammer verantworten: Er soll versucht haben, eine Adoptivtochter im Alter von zwölf Jahren sexuell zu missbrauchen. Den Zwillingsbruder des Mädchens soll er schwer geschlagen haben.
Der angeklagte arbeitslose Kraftfahrer (61) bestreitet die Vorwürfe. Seine Tochter habe sich mit einer Freundin abgesprochen, wie sie ihn mit einer Missbrauchsanzeige loswerden könne. Geschlagen habe er seine Kinder ebenfalls nicht: „Das ist alles Blödsinn.“
Die Vorwürfe gegen ihn waren erstmals im Verfahren zum Fall Daniel gegen seine damals 31-jährige Tochter und deren Freund (damals 23) erhoben worden. Nach Informationen unserer Zeitung war es der Vorsitzende Richter des Schwurgerichts, Robert Bertling, der gegen den 61-Jährigen Anzeige erstattete — aufgrund von Zeugenaussagen in der damaligen Verhandlung.
Der Fall des Jungen Daniel hatte Erkrath erschüttert. Der Zweijährige war Feststellungen des Gerichts zufolge vom Freund der Mutter über Wochen verbrüht und geschlagen worden. Die Mutter versäumte es, mit dem Kind eine Klinik aufzusuchen: Sie habe vor dem Jugendamt Angst gehabt. Das Gericht verurteilte sie zu zwei Jahren Haft, ausgesetzt zur Bewährung. Ihr Freund wurde zu neun Jahren Haft verurteilt.
In der aktuellen Verhandlung wurde am Montag die Öffentlichkeit ausgeschlossen, während das Adoptivtochter aussagte. Der Prozess wird fortgesetzt.