Umweltkatastrophe Fischsterben könnte sich auf Ostsee ausweiten - Hunderte Helfer sammeln an der Oder tote Tiere ein

Seelow/Lebus · Verwesungsgeruch liegt in der Luft: Während das Massensterben der Fische weiter Rätsel aufgibt, haben Helfer jetzt begonnen, die toten Tiere einzusammeln. Und das Fischsterben könnte sich weiter ausweiten.

Nach dem massenhaften Fischsterben in der Oder haben hunderte Helfer im Osten Brandenburgs tote Tiere eingesammelt. Etwa 300 Einsatzkräfte sind seit Samstagmorgen im Kreis Märkisch-Oderland auf rund 80 Kilometern Länge am Ufer unterwegs, wie der Sprecher des Kreises, Thomas Rubin, sagte. „Ich rechne mit mehreren Tonnen Fisch, die wir rausholen.“

An der Oder in der brandenburgischen Kleinstadt Lebus, nicht weit entfernt von Frankfurt (Oder), habe sich durch die Verwesung der Fische unangenehmer Geruch ausgebreitet, schilderte ein dpa-Reporter. Es seien auch Vögel zu sehen, die tote Fische wegtragen.

Auch Boote im Einsatz

Helferinnen und Helfer waren mit Handschuhen, Gummistiefeln oder auch Watthosen ausgerüstet. Teils seien auch Boote im Einsatz, sagte der Sprecher des Kreises. Die Kadaver kommen ihm zufolge in Müllsäcke, die an mehreren Standorten gesammelt und dann in Container gebracht werden. Nach dem Einsammeln der Fische am Samstag soll die Entsorgung im Kreis Märkisch-Oderland voraussichtlich am Montag weitergehen, wie der Sprecher sagte.

Die Untersuchungen zur Aufklärung des massenhaften Fischsterbens in der Oder dauerten unterdessen an. Bisherige Laboranalysen brachten noch keinen genauen Aufschluss über die Belastung des Wassers und die Ursachen. Umweltpolitiker und Naturschützer bewerteten das Fischsterben als Umweltkatastrophe.

Polen setzt hohe Belohnung aus

Wegen des Fischsterbens in der Oder hat Polen eine hohe Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung eines Täters führen. Die Polizei habe dafür eine Summe von umgerechnet 210.000 Euro ausgelobt, sagte Vize-Innenminister Marcin Wasik in Gorzow Wielkopolski. „Wir wollen die Schuldigen finden und die Täter des Umweltverbrechens bestrafen, um das es hier wahrscheinlich geht“, betonte Regierungschef Mateusz Morawiecki.

Fischsterben könnte sich auf Ostsee ausweiten

Das Umweltministerium in Mecklenburg-Vorpommern rechnet mit Auswirkungen des Fischsterbens auf das Stettiner Haff. Es sei damit zu rechnen, dass die Belastungen die Odermündung nahe Stettin (Polen) abhängig von Wind- und Strömungsverhältnissen bereits am Abend erreichen, schrieb das Ministerium in einer Mitteilung am späten Freitagabend. Im Verlauf des Samstags könnte dann auch der vorpommersche Teil des Stettiner Haffs betroffen sein.

Das Ministerium von Till Backhaus (SPD) rief daher die Anlieger vorsorglich dazu auf, auf das Fischen in und die Wasserentnahme - unabhängig von der Nutzung - aus dem Gewässer zu verzichten. Die zuständigen Behörden in Mecklenburg-Vorpommern bereiten demnach aktuell Gewässer- und Fischproben vor.

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(dpa)