Florida macht Kasse im Knast

Amerikanische Gefängnisse sind chronisch klamm. Sie kassieren bei Häftlingen — mal eine Empfangsgebühr, mal Dollars für Wäsche.

Washington. So sehr sorgt sich Sheriff Grady Judd um die Finanzen seines Gefängnisses, dass er Insassen jetzt auch an die Wäsche geht. „Das ist hier nicht das Hilton oder ein Wohlfahrtsprogramm“, meint der gestrenge Chef des Knastes von Polk County in Florida. Wer in seiner Anstalt künftig Unterwäsche will, soll auch dafür bezahlen.

45 000 Dollar (umgerechnet etwa 31 500 Euro) will Judd damit pro Jahr sparen. „Das ist eine Stelle, das rettet jemandem den Job“, sagte er. Der Sheriff ist nicht allein: Im Kampf gegen klamme Kassen sind seine Kollegen landauf landab gezwungen, neue Pfade zu beschreiten.

Im Landkreis Butler im Bundesstaat Ohio müssen Häftlinge wortwörtlich für ihre Taten zahlen — seit Anfang Juli kassiert der Sheriff eine „Empfangsgebühr“ von 20 Dollar von Insassen.

„Jede Einnahmequelle ist es wert, dass man sie ausschöpft“, meint Vize-Sheriff Anthony Dwyer. Im benachbarten Bezirk Hamilton läuft das Programm schon und spült knapp 200 000 Dollar pro Jahr in die Kasse.

Vor zehn Jahren hatten beide Landkreise schon einen ähnlichen Anlauf unternommen, dabei auch nicht verurteilte Insassen abkassiert — was verfassungswidrig war. Mehr als 1,2 Millionen Dollar mussten die Bezirke schließlich an Strafen zahlen. Jetzt hält man sich an rechtskräftig verurteilte Häftlinge.

Angesichts dieser Pläne platzte der US-Bürgerrechtsorganisation ACLU der Kragen. „Das sind antiquierte Ideen, die in Romane von Charles Dickens gehören“, wettert ACLU-Rechtsexperte James Hardiman.

„Solche Strafgebühren sind unfair und drakonisch, sie laufen Bemühungen entgegen, für Sicherheit zu sorgen“, sagt er. Wer mit hunderten von Dollar Schulden in die Freiheit entlassen werde, habe geringe Chancen, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern.

Grady Judd aus Florida ist das wurscht, er kassiert Dollars für frische Wäsche. „Sie können jede Farbe haben, die sie wollen — solang es weiß ist“, meint der Sheriff. Wer nicht will, „der kann sich ja den Wind das eine Hosenbein hinauf- und das andere wieder hinunterwehen lassen.“