Flughafen: Mikrowelle erkennt Sprengstoff

Norbert Klein hat ein Gerät entwickelt, das Flüssigkeiten testet. Dadurch könnten die Kontrollen für Fluggäste viel einfacher werden.

Jülich. Jede Woche wandern an deutschen Flughäfen Deos, Parfums, Babybrei und Getränke im Wert von zwei Millionen Euro in den Müll. Grund dafür ist die jüngste Anti-Terror-Maßnahme der Europäischen Union, wonach Flüssigkeiten nur noch in Kleinstmengen von 100 Millilitern mit an Bord eines Flugzeugs genommen werden dürfen.
Wenn es nach Norbert Klein geht, könnte die viel kritisierte Regelung, die die Sicherheitskontrollen zusätzlich verlängert hat, schon bald unnötig sein. Der Physiker am Forschungszentrum Jülich hat ein Gerät entwickelt, das Flüssigkeiten auf Sprengstoffe testet. Seitdem wird der Abteilungsleiter für Elektromagnetische Sensorik von Medien belagert und von Forscherkollegen beneidet. Denn das Gerät könnte auf der ganzen Welt eingesetzt werden, Flüge sicherer machen und Kontrollzeiten verkürzen.
Das Gerät ermittelt in weniger als einer Sekunde, ob eine Flüssigkeit die extremen Eigenschaften von Sprengstoff aufweist. Dazu wird eine Flasche, egal ob mit Wasser oder Sonnenmilch gefüllt, auf eine Sensorfläche gelegt. Wenn die Flüssigkeit extrem säurehaltig ist oder besonders gut elektrischen Strom leitet, schlägt das Gerät aus.
Erfinder will sein neues Testgerät beim Innenminister vorstellen
Das Bundesinnenministerium entscheidet darüber, welche Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen durchgeführt und welche Geräte dafür angeschafft werden. Dort will Norbert Klein seine Erfindung nun vorstellen. "Das ist ein alles-oder-nichts-Geschäft. Entweder wird das System in ganz Deutschland eingesetzt oder überhaupt nicht”, sagt er.
Der 47-Jährige stellt seine etwa bierkastengroße Erfindung seit gestern auf der Hannover Messe am Stand des Landes Nordrhein Westfalen vor. Mit dem deutschen Weltmarktführer für Sicherheitssysteme an Flughäfen ist er bereits im Gespräch. "Die waren bei der Vorstellung ganz begeistert”, sagt Klein. Er will jetzt gemeinsam mit einigen Kollegen ein Unternehmen gründen. Das Gerät, jetzt noch ein Prototyp, soll in den nächsten sechs Monaten für die Serienreife verfeinert werden. Dafür muss noch etwas am Design gefeilt werden. Außerdem muss das Gerät noch lernen, hochprozentigen Alkohol von Sprengstoff zu unterscheiden. beide Stoffe ähneln sich stark in ihren Eigenschaften.
Norbert Klein sieht seinen Erfolg trotz all der Aufmerksamkeit kritisch. Er sagt: "Wenn es diese schrecklichen Terror-Ereignisse nicht gegeben hätte, wäre auch das Gerät nicht nötig. Noch vor ein paar Jahren hätte sich niemand dafür interessiert, dass ich Flüssigkeiten testen kann.”

  • www.fz-juelich.de
  • Sicherheit beim Handgepäck

    Funktion: Die Flüssigkeiten werden in der Flasche getestet. Mikrowellen messen die elektrische Leitfähigkeit und den Säuregehalt. Beides ist bei Sprengstoffen außergewöhnlich hoch. Manko: Hochprozentiger Alkohol, zum Beispiel im Parfum, weist fast identische Eigenschaften wie Sprenstoff auf. Das Gerät (Foto) funktioniert nicht bei Tetrapacks und Aluminiumdosen.
    EU-Regelung: Seit dem 6. November 2006 dürfen nur noch Flüssigkeitsmengen unter 100 Milliliter im Handgepäck transportiert werden. Die kleinen Mengen müssen in einem transparenten Beutel verpackt sein, der nicht mehr als einen Liter fassen darf. Die EU-Regel soll verhindern, dass Flüssigsprengstoff an Bord eines Flugzeugs gerät.
    Kritik: Die Flüssigkeiten müssen zwar vorgezeigt werden, werden aber nicht überprüft. Kritiker bemängeln, dass Flüssigsprengstoff auch in kleinen Mengen gefährlich sein kann. Ein weiterer Kritikpunkt: Kontrollen an Flughäfen dauern seitdem länger. Der Einkauf von Parfums oder Getränken im Duty-Free-Shop ist komplizierter geworden.
    Messe: Norbert Klein stellt seine Erfindung noch bis Freitag auf der Hannover Messe am Stand "Innovationsland NRW", Halle 2, vor. Mit ihm hat ein ganzes Forscherteam an dem Gerät gearbeitet. Auch ein Patent ist bereits angemeldet. In sechs Monaten soll der Prototyp die Serienreife erlangt haben.