Seine Idee: Der Kunde kommt an die Tankstelle, lässt sein Auto tanken und waschen, kann eine Kleinigkeit essen und eine Zeitschrift kaufen. Weil es praktisch und zeitsparend sei, könne er sich nebenbei gleich die Haare machen lassen. „Ich hab es selbst nie zum Friseur geschafft“, sagt Mehlmann. Tanken müssten aber Fahrzeugbesitzer regelmäßig — warum nicht beides verbinden?

Der Fachverband Friseur und Kosmetik Baden-Württemberg beobachtet das Projekt von Tank & Cut“ mit Skepsis. Zwar habe jedes Konzept die Möglichkeit, ausprobiert zu werden, sagt Geschäftsführer Matthias Moser. „Aber wir glauben auch, dass dieses „Ich geh tanken, und gehe dann noch zum Friseur“ zum Dienstleistungsprogramm eines Salons nicht passen könnte.“

Doch das schwebt Mehlmann nach eigenen Angaben auch gar nicht vor. „Das hier ist die schnelle, dynamische Nummer“, sagt er. „Wenn ich Wellness will, gehe ich ins Hauptgeschäft.“ Dass „Tank & Cut“ damit eine neue Zielgruppe ansprechen könnte, glaubt wiederum Moser nicht. „Es gibt schon Friseure, die sagen: Komm rein, lass dich schneiden und geh wieder raus. “

Der Verband befürchtet zudem eine Art „Discountisierung“ der Branche. „Wir haben bemerkt, dass die Zahl der Friseurbetriebe stark zugenommen hat“, sagt Moser. Mehr als 80 000 gebe es derzeit bundesweit.

Noch wirkt der Salon an der Tankstelle bescheiden. Er verschwindet fast hinter dem großen Ladengeschäft. Zwei Sitzplätze sind darin installiert, Spiegel, Stühle und ein Tresen. Gemietet hat ihn Reinhard Zieger, der in Konstanz eher für gehobene Salons bekannt ist. Er macht auch keinen Hehl daraus, was ihn an den mobilen Friseur-Räumen mit einer Miete von etwa 1800 Euro netto am meisten reizt: Wer in Zukunft einen solchen aufmachen will, müsse unter anderem den Friseurmeister gemacht haben — den Zieger in seiner Akademie in Konstanz anbietet.