Radsport-Teamchef Holczer: Der Getriebene

Stuttgart. Hans-Michael Holczer tritt heute im Betrugsprozess gegen Radprofi Stefan Schumacher vor der Großen Strafkammer in Stuttgart als Zeuge auf. Das könnte man als Marginalie hinnehmen.

Wenn Holczer nicht Schumachers Teamchef im Radsport-Team Gerolsteiner gewesen wäre und bis heute leugnet, etwas von den Dopingpraktiken unter seinen Fahrern gewusst zu haben.

Es wird also Gegenwind geben für den 59 Jahre alten Mathematik- und Geschichtslehrer. Weil Schumacher zum Thema Doping sagt, Holczer habe „überhaupt keine Ambitionen“ gehabt, „das Thema im Team zu unterbinden“.

Holczer selbst hatte sich stets als Anti-Doping-Kämpfer stilisiert. Schumacher — das ist der Prozess-Anlass — soll seinen ehemaligen Teamchef um drei Monatsgehälter in Höhe von 151 463,50 Euro betrogen haben. Weil der Radprofi bei der Tour de France 2008 Doping trotz Nachfrage Holczers geleugnet und das Geld daher unrechtmäßig erhalten habe.

Schumachers Anwalt Michael Lehner will an Holczers „Heiligenschein“ kratzen, weitere Zeugen sind der ebenfalls Doping geständige Ex-Profi Bernhard Kohl und der Mediziner Mark Schmidt. Für Hans-Michael Holczer wird es eng. kup