Fußball und Frauen — Lothar wird 50
Im gereiften Alter sucht Lothar Matthäus noch immer seinen Weg. Früher hat das allein der Sport für ihn erledigt.
Düsseldorf. „Ein Lothar Matthäus lässt sich nicht von seinem Körper besiegen, ein Lothar Matthäus entscheidet selbst über sein Schicksal.“ Hat Lothar Matthäus einmal gesagt. Das muss man erst einmal wirken lassen. Und dann darf man staunen. Über Lothar Matthäus, der in 50 Jahren seines Lebens so viele verbale Blüten produziert hat, dass mancher Buchautor von Fußball-Sprüchen klammheimlich eine kleine Matthäus-Biographie verfasst hat.
Das Zitat hat auch etwas Tragisches. Früher, als der aktive Fußball noch den Rhythmus seines Lebens bestimmt hatte, war seine Welt noch in Ordnung. Weil Matthäus von 1979 bis 2000 professionell kicken konnte wie kaum ein anderer. Doch nach der Karriere ist vor der Karriere — und seine zweite ist geprägt von viel Blitzlicht, Klatschblättern und noch mehr Häme. Weil der einstige Raumausstatter aus Herzogenaurach — getreu seinen Worten — selbst über sein Schicksal entschieden hat. Manchmal möchte man ihn davor schützen.
„Ich wünsche mir nur Gesundheit, ich fühle mich frisch und gesund“, sagt Matthäus, der am Sonntagabend mit 80 Freunden in München hineinfeierte. Am Montag schon ist er auf dem Weg nach Bulgarien. Dort ist er inzwischen Nationaltrainer. Hauptwohnsitz in Budapest, eine Wohnung in Sofia, eine in Salzburg, immer willkommen in München. Matthäus, sagt sein Manager, „ist ein Kosmopolit“. Böse Zungen behaupten: Einer, der vor sich selbst wegläuft. Ein Suchender mit falschen Ratgebern und einer bisweilen schwer verständlichen Nähe zum Boulevard, der ihm stets aufs Tablett hilft, wenn er darnieder liegt — um ihm danach den nächsten Schlag verpassen zu können.
50 Jahre hat er das ausgehalten. Und von seiner Liebenswürdigkeit nichts verloren. „Ich bin ein aufrichtiger, ehrlicher und kommunikativer Mensch“, sagt Matthäus von sich selbst, und kaum einer würde etwas anderes behaupten. Selbst Silvia, Lolita und Marijana nicht, seine ersten drei Ehefrauen. Von Liliana ist er im Februar eher unschön geschieden worden, die Neue aber ist schon da. Ariadne, 23 Jahre alt. Ein Matthäus entscheidet selbst über sein Schicksal.
Er schimpfte im „Stern“, die Tratschereien seiner Frau hätten ihn beruflich behindert. Was nicht falsch ist: Nationaltrainer in Kamerun ist er nicht geworden, weil die Frau des Staatspräsidenten die privaten Turbulenzen des Weltfußballers abschreckend fand. Wie sich die gesamte deutsche Liga in dieser Haltung befindet: Matthäus bekommt keine Chance als Trainer in der Bundesliga. Wird sein Name gehandelt, folgen Fanproteste. Dabei will er nur „ein wenig mehr Respekt für das, was ich geleistet habe“. Man möchte ihn dafür in den Arm nehmen. Und dann kurz schütteln.