Gabenbringer: Morgen, Kinder, wird’s was geben

Geschenke gibt’s entweder vom Weihnachtsmann oder vom Christkind. Aber woher stammen diese Figuren? Eine Ausstellung in Neuss gibt Aufschluss.

Düsseldorf. Ein Kind mit Gloriole, nackt, das Jesuskind: ein Neujahrsgruß aus dem 15.Jahrhundert, als das Weihnachtsfest noch als Beginn des neuen Jahres gefeiert wurde. Dem gegenüber: das Christkind als schöne, junge, geflügelte Frau, die, oft begleitet von einem Weihnachtsmann, den Kindern im verschneiten Wald begegnet.

Verwirrende Vielfalt in Brauchtum und Volkskunde. Die Entwicklung der "weihnachtlichen Gabenbringer" zeigt jetzt eine Ausstellung im Neusser Clemens-Sels-Museum. Und die belegt auf ebenso anschauliche wie oftmals überraschende Weise den Weg vom Nikolaus zum Weihnachtsmann, vom Krippenkind zur Engelsfrau, vom kirchlichen Weihnachtsfest zur bürgerlichen Familienfeier.

Der Bruch kam, wie so oft, mit Luther. Bis zur Reformation wurde Weihnachten als rein kirchliches Fest begangen. Der Nikolaustag, in Erinnerung an den Bischof von Myra aus dem 4.Jahrhundert, war das Bescherfest für die Kinder. Schließlich hatte der mildtätige Mann heimlich drei Jungfrauen mit Gold beschenkt. So konnten sie heiraten und blieben von Bettelei und Prostitution verschont.

Zu diesem Ereignis wurde das Christkind ins Haus bestellt. Es entwickelten sich immer aufwendigere Einkehrspiele, die Darsteller wurden von Kindern zu Jugendlichen, das Christkind wurde "erwachsen", glich sich den begleitenden Engeln an.

Vor allem im 19. Jahrhundert entstand dann die "typisch deutsche" Weihnacht. Während in den meisten anderen Ländern Europas laut, fröhlich und öffentlich gefeiert wurde, entwickelte sich in den deutschen Regionen das private, stille Familienfest. Der Rückzug des Bürgertums ins Private während der Biedermeierzeit tat ein Übriges, hinzu kamen neue Entwicklungen der Pädagogik: Die Kindheit an sich wurde als Wert anerkannt.

Noch immer existierte eine grobe Zweiteilung: In den protestantisch geprägten Regionen wurde zum Weihnachtsfest beschert, sonst brachte der Nikolaus die Gaben. Im Rheinischen hielt sich diese Sitte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Nikolaus, Knecht Ruprecht und der Weihnachtsmann vereinigen sich in vielen Gegenden zu einer einzigen Figur. Der "Struwwelpeter" zeigt den Nikolaus 1845 mit Zipfelmütze und rotem Mantel, dem Weihnachtsmann gleich. Die Protestanten akzeptieren diese Darstellung bereitwillig.

Dieser Weihnachtsmann tritt bald seinen Siegeszug als Werbeträger an. Auf der Weltausstellung in Paris 1900 stellt ihn der deutsche Spielzeughersteller Sonneberger in einem Rentierschlitten vor. Schon bald ziert diese Gestalt Werbeflächen aller Art.

Daten "Christkind, Weihnachtsmann & Co. - Kulturgeschichtliches zu den weihnachtlichen Gabenbringern": bis zum 27. Januar 2008

Museum Clemens-Sels-Museum, Am Obertor, 41460 Neuss, Tel. 02131/904141