Solidarisch mit US-Schülern Gedenken an die Opfer von Winnenden

Winnenden (dpa) - Am neunten Jahrestag des Amoklaufs von Winnenden haben Einwohner der Kleinstadt nahe Stuttgart erneut der Opfer gedacht. Zugleich stand das Gedenken in diesem Jahr im Zeichen der Verbundenheit mit Jugendlichen in den USA.

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Nach Schulmassakern wie zuletzt in Florida wehren sie sich verstärkt gegen die leichte Verfügbarkeit von Schusswaffen in dem Land.

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Wie stets am 11. März läuteten in Winnenden um 9.33 Uhr die Kirchenglocken. Zu dieser Zeit war vor neun Jahren der erste Notruf bei der Polizei eingegangen. Ein ehemaliger Schüler war in die Albertville-Realschule eingedrungen und hatte mit der Pistole seines Vaters acht Schülerinnen, einen Schüler und drei Lehrerinnen ermordet. Auf seiner Flucht erschoss der 17-Jährige drei weitere Menschen und schließlich sich selbst.

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Die Flaggen der Stadt tragen an den Jahrestagen stets Trauerflor. An der Gedenkstätte in Sichtweite der Schule hielt Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth (CDU) eine Ansprache. Jugendliche verlasen die Namen der Ermordeten und ihr Alter. Die meisten waren gerade mal 15 oder 16 Jahre alt. „Es ist für uns sehr wichtig, dass gerade Jugendliche dem Gedenken an die Opfer ihre Stimme verleihen““, sagte Gisela Mayer. Die Leiterin der Stiftung gegen Gewalt an Schulen hatte bei dem Angriff in Winnenden ihre Tochter Nina verloren, die an der Schule als Referendarin arbeitete.

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Für den Abend war in Winnenden eine Lichterkette unter dem Motto „Never Again!“ („Nie wieder!“) geplant. Damit bekunden Jugendliche in Winnenden Solidarität mit der gleichnamigen Protestkampagne gegen Schulmassaker in den USA. Sie war spontan nach dem Angriff eines 19-Jährigen auf eine High School in Parkland (Florida) entstanden, bei dem er am 14. Februar 17 Menschen erschoss, darunter zahlreiche Schülerinnen und Schüler.

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Die anschließend von US-Präsident Donald Trump geäußerte Idee, Lehrer an Schulen zu bewaffnen, wird von der Stiftung abgelehnt. „Wie soll ein Lehrer einen Bewaffneten mit Tötungsabsicht gegenübertreten - er müsste die Waffe in der einen Hand tragen, in der anderen die Kreide“, sagte Gisela Mayer.

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Nicht nur viele US-Schulen haben nach Mayers Worten ein Gewaltproblem, sondern auch deutsche. Eine Bewaffnung werde aber potenzielle Amokläufer nicht abschrecken, da ihre Taten einen erweiterten Suizid darstellten. Im Gegenteil: „Ich vermute, dass es solchen Menschen einen zusätzlichen Nervenkitzel bereitet, möglichst viele Menschen zu töten, bevor sie selbst erschossen werden.“