Gelbe Tonne auf den Müll?

Die Bürger trennen nicht genau genug. Bei der Großcontainer-Kontrolle in Krefeld im Frühjahr ließen die Reststoff-Männer deshalb ein Drittel der Gefäße stehen. Die Politik sucht nach einer Lösung des Problems.

Krefeld/Wuppertal. Die Mülldetektive sind wieder einmal fündig geworden: Leere Sektflaschen, hunderte von Zigarrettenkippen, Büroausstattung aus Kunststoff und ganz gemeiner Restmüll füllen die gelben Container hinter der Mensa der Hochschule Niederrhein in Krefeld. Die Behälter werden von den Männern der Entsorgungsfirma HML nicht geleert. Auf die riesige Tonne kommt ein orangefarbener Aufkleber: "Achtung, falsche Befüllung! Bitte nachsortieren!" Die Drecksarbeit hat nun der Hausmeister.

Die Folge: Bei der Großcontainer-Kontrolle in Krefeld im Frühjahr ließen die Reststoff-Männer deshalb ein Drittel der Gefäße stehen. In Wuppertal nahm ein privater Entsorger vor Monaten einem ganzen Stadtviertel die Gelben Tonnen weg, insgesamt 1200 Stück. Und auch in Düsseldorf gibt es Ärger, weil falsch befüllte Gelbe Tonnen nicht geleert werden. Nachgefragt beim Müll-Sünder, kommt die Antwort: "Das System ist doch Schwachsinn: Getrennt sammeln, gemeinsam verbrennen!"

Angesichts der hohen Fehlwurfquoten stellt auch NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) die Sinn-Frage. In einem Pilotprojekt soll getestet werden, ob die Trennung von Haus- und Verpackungsmüll wirtschaftlich und ökologisch noch vertretbar ist. Wie das Projekt genau aussehen soll, ist noch nicht klar. Ziel: Die Mülltrennung soll vereinfacht werden.

In Leipzig, München und Berlin ist man schon weiter. Dort gibt es die "Gelbe Tonne plus", in die auch Verpackungen ohne grünen Punkt und dazu noch Elektro-Kleingeräte, Metalle, Holz und Kunststoffe geworfen werden dürfen. Diese Lösung favorisiert die SPD-Landtagsfraktion, die gestern Modellversuche in mindestens zwei Städten oder Kreisen in NRW forderte.

Es gibt allerdings Experten, die den ökologischen Sinn von gelben und grauen Tonnen ganz in Frage stellen. "Vorsortierung ist ein Schildbürgerstreich", meint etwa Klaus Wiemar, Leiter des Fachgebiets Abfallwirtschaft und Altlasten der Universität Kassel. Im Restmüll würden viele Wertstoffe vom Leder über Plastik bis zu Mineralien landen, die verbrannt werden. Außerdem könnten moderne Infrarot-Sortieranlagen viel besser trennen als der Mensch.

Erste Erfahrungen mit einer Pilotanlage der RWE Umwelt in Essen zeigten, dass die Verwertungsquote in einer solchen automatischen Sortieranlage wesentlich höher ist, als wenn der Verbraucher die Arbeit erledigt. Deshalb fordert auch die NRW-FDP, sämtlichen Abfall gemeinsam zu sammeln und auch den Restmüll über die Gelbe Tonnen abtransportieren zu lassen.

Doch der Komfort hat seinen Preis, sagen die Verwerter. Sollten Restmüll und Verpackungsmüll zusammen in nur eine Tonne geworfen werden, müsste zehn Mal so viel Abfall wie bisher mechanisch getrennt werden. Dafür müssten teure Sortieranlagen angeschafft werden, was wieder die Müllabfuhr für die Bürger drastisch verteuern würde.