Deutscher Fernsehpreis: Götz Georges erlösende Worte
Die Verleihung zog sich trotz und wegen der Comedy-Einlagen in die Länge.
Köln. Die Abendkleider schimmerten, die Smokings waren kaum zu zählen - rein optisch versprach der Deutsche Fernsehpreis eine rauschende Ballnacht zu werden. Einige wussten es aber besser: Schon nach der Eröffnungsfanfare bearbeiteten Götz George und Reinhold Beckmann mehr oder minder angestrengt ihre Kaugummis, Niki Lauda fiel in eine Art Duldungsstarre.
Doch es sollte noch geschlagene vier Stunden dauern, bis George nach der Laudatio von Produzent Nico Hofmann ("Niemand hat mich künstlerisch mehr beeinflusst") die feuchten Augen wegblinzeln und den Preis für sein Lebenswerk entgegennehmen konnte. Der 70-Jährige dankte mild den Kollegen und sprach die erlösenden Worte: "Ich habe Durst und Hunger. Wir müssen zu einem Ende kommen."
Endlich hatten die 1500 Gäste nicht nur Zugang zum Buffet, sondern auch die Gelegenheit, zwischen Wirsingbällchen und Schokoladenbrunnen die Veranstaltung zu belästern. "Ziemlich lang" fanden es die meisten. Dabei hatte RTL als diesjähriger Ausrichter offenbar für Kurzweiligkeit sorgen wollen, indem Comedians die Nominierten in den 26 Preiskategorien vortrugen.
So gewinnt der Deutsche Fernsehpreis kein Format, sondern zerbröselt an der Beliebigkeit. Die hatte am Samstag ohnehin eine große Stunde. Die als unabhängig geführte Jury hatte die Kategorie "Bester TV-Berater" eingeführt und nur RTL-Formate nominiert. Und warum nicht auch noch Michael Schumacher auszeichnen? Hat er doch "die Formel 1 zum größten Event im deutschen Fernsehen gemacht". Bestimmt hat er daran auch pausenlos gedacht, wenn er die Kurven übersteuerte.
Am Ende hatte die ARD dank Dokus und Reportagen doch wieder die Nase vorn. Deshalb war die Fernsehwelt an den üppigen Buffets im Kölner Coloneum auch bald wieder in Ordnung.