Bau war nicht mehr sanierbar Geschichte verschwindet: DDR-Vorzeigehotel gesprengt
Klink (dpa) - Exakt um 15 Uhr war es soweit: Ein ohrenbetäubender Knall ertönte in Klink an der Mecklenburgischen Seenplatte. Zuvor hatten drei Signaltöne die Zuschauer an Land und zu Wasser auf die Sprengung des Müritz-Hotels hingewiesen.
Handys wurden gezückt, Kameras in Position gebracht, und es war trotz rund 1500 Zuschauern mucksmäuschenstill. Dann ein lautes „Rrrumms“: Das Gebäude mit zehn Geschossen, das zu den bekanntesten Hotels in Ostdeutschland gehörte, fiel in sich zusammen.
Ein Staubwolke überdeckte den 20 000-Tonnen-Betonberg. „380 Kilogramm Sprengstoff wurden dafür gebraucht“, berichtete Projektleiter Andreas Fricke von der Balance Ingenieur- und Sachverständigengesellschaft mbH Rostock. „Es gab keine Probleme.“
„Das Haus war für die Marktwirtschaft zu groß, aber für den FDGB nicht“, erzählt der 77-jährige Gerd Schröter. Der rüstige Klinker war Jahrzehnte „Chef des Hauses“ mit rund 800 Betten, das der „Freie Deutsche Gewerkschaftsbund“ über seinen Feriendienst bewirtschaftete. Seit 1962 hat Schröter Tourismus auf dem Filetgrundstück betrieben, von 1974 an mit dem für damalige Verhältnisse noblen Hotel.
„Die Sprengung war aber unumgänglich“, erläutert Douglas Fernando, Vorstandschef der Avila Management & Consulting GmbH Berlin, der die Immobilie gehört. Aufgrund der Statik und der verbauten Schadstoffe hätte das Müritz-Hotel nicht umgebaut werden können. „Von 2018 an wollen wir neu bauen: Ein geschwungener Bau, ähnlich wie die Reha-Klinik nebenan“, sagt Fernando. Sieben Geschosse, großzügig verglast mit Tagungs-, Sport und Wellnessanlagen, heißt es im Prospekt. Von 60 Millionen Euro Investitionen ist die Rede. Fast 200 Arbeitsplätze sollen wieder entstehen.
Das hören Ex-Hotelier Schröter und die Klinker mit Wohlwollen. Brachte die früher spröde als „FDGB-Urlaubersiedlung“ bezeichnete Anlage doch schon immer einen Hauch Großstadtflair in den kleinen Ort. Prominente aus dem In- und Ausland gaben sich in Klink die Klinke in die Hand: Von den Schlagersängern Andy Borg, Andrea Berg und Rex Gildo über zuerst viel SED-, nach 1990 dann FDP-, SPD- und CDU-Politprominenz. So waren Björn Engholm, Guido Westerwelle, Jürgen Möllemann und Angela Merkel teils mehrfach in Klink.
Der idyllisch gelegene Ort ist auch durch das Schlosshotel bekannt. Der Adelssitz im Stil der Renaissance gehörte Jahrzehnte einer Familie von Schnitzler. Eines der bekanntesten Familienmitglieder war Karl-Eduard von Schnitzler (1918-2001), in der DDR Autor des „Schwarzen Kanals“, viele nannten ihn „Sudel-Ede“. Das Schloss fand 1998 seinen neuen „Prinzen“, der es sanierte, so dass es zu den ersten touristischen Adressen der Seenplatte gehört.
Das hat Fernando mit dem 45 Hektar große Filetgrundstück zwischen Kölpinsee und Deutschlands größtem Binnensee Müritz nun auch vor. Einst war Klink neben Templin (Brandenburg) und Friedrichroda (Thüringen) eines der größten FDGB-Hotels. „Auf einen Urlaub hier musste man länger warten als auf einen Trabi“, sagt Schröter. Die Avila-Gruppe hatte am Donnerstag zur „feierlichen Sprengung“ geladen, doch nicht allen Besuchern war danach zumute.