Mit Panzerfaust und Kalaschnikow: Mögliches Ende einer brutalen Überfallserie

Fünf Männer sind festgenommen. Mit Kalaschnikows und Panzerfäusten hatten sie Geldtransporter gestoppt. Wie viele Fälle können ihnen nachgewiesen werden?

Eine der von SEK-Beamten am Mittwoch durchsuchten Wohnungen befand sich in Wuppertal. Dort wurden zwei Männer festgenommen.

Foto: Alex Talash

Düsseldorf. Professionell, brutal, filmreif — ein Dreiklang, der immer wieder auftaucht, wenn in den vergangenen Jahren von spektakulären Überfällen auf Geldtransporter die Rede war. Vieles spricht dafür, dass nun aber den Ermittlern der Polizei Hagen mit den Festnahmen am Mittwochmorgen in Wuppertal, Solingen, Haan und Hilden ein ebenso spektakulärer Schlag gegen das organisierte Verbrechen gelungen ist. Die Taten der fünf Männer zwischen 30 und 53 Jahren sollen bis ins Jahr 1997 zurückreichen — und in 20 Jahren lassen sich eine Menge Überfälle verüben.

Noch halten sich Polizei und und Staatsanwaltschaft aber mit konkreten Angaben bedeckt. Ob am Ende wirklich eine zweistellige Fallzahl erreicht wird, wie die Polizei erwartet, will der Hagener Oberstaatsanwalt Gerhard Pauli noch nicht bestätigen. Denn neben den Überfällen, die Bestandteil des Haftbefehls waren, gibt es zwar eine Reihe weiterer Verdachtsfälle, die aber noch zweifelsfrei zugeordnet werden müssen. Genauere Aussagen soll es erst kommende Woche Mittwoch auf einer Pressekonferenz im Hagener Polizeipräsidium geben.

Razzia in Wuppertal-Laaken
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Den entscheidenden Durchbruch bei den jahrelangen Ermittlungen brachte offenbar ein Tippgeber. Nach dessen laut Polizeisprecher Ulrich Hanki „vagen Hinweisen“ zur möglichen Tätergruppe ließen sich die Beamten in Hagen von anderen Polizeibehörden sämtliche Akten ähnlich gelagerter Überfälle auf Geldtransporter kommen und drehten noch einmal alle Spuren von rechts auf links. Dabei sei es anhand neuer Auswertungsverfahren gelungen, die an den Tatorten gesammelten DNA-Spuren „zu entwirren“ und zuzuordnen — Basis für die Festnahmen vom Mittwoch. Bei den Bandenmitgliedern handelt es sich dem Vernehmen nach um Deutsche mit Verbindungen nach Polen.

Rückblende. Im April 2004 wird ein Geldtransporter auf der A 1 an der Anschlussstelle Volmarstein von einem Pkw zum Anhalten gezwungen, ein zweiter Wagen fährt gezielt auf. Die Täter eröffnen das Feuer, flüchten dann aber ohne Beute. In den beiden Pkws werden später Kalaschnikows und eine scharfe Panzerfaust gefunden.

Kriegswaffen, die schon zuvor verwendet worden waren und auch in den Folgejahren immer wieder zum Einsatz kommen. Ende Januar 2012 beispielsweise wird im Neusser Süden auf dem Metro-Gelände in Grimlinghausen ein Geldtransporter unter Einsatz von Maschinengewehr und Panzerfaust überfallen. Die Beute beträgt nach Angaben der Polizei mehrere hunderttausend Euro.

Zehn Monate später wird eine Sparkassenfiliale im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf zum Tatort. Es ist 6.22 Uhr, als zwei Geldboten den Nachttresor der Sparkasse leeren. Zurück auf der Straße, werden sie von zwei mit Sturmhauben maskierten Räubern überfallen, die sie mit Maschinenpistolen bedrohen und ihnen die Geldkassetten abnehmen. Auch hier soll die erbeutete Summe im sechsstelligen Bereich liegen.

Schon kurz nach der Tat in Düsseldorf werden seitens der Ermittler auffällige Parallelen zum Neusser Überfall ausgemacht. Das betrifft nicht nur die Vorgehensweise und die eingesetzten Waffen. In beiden Fällen zünden die Räuber auch das Fluchtfahrzeug an, um mögliche Spuren zu vernichten.

Auch der Ablauf weiterer Überfälle könnte auf Verbindungen zu der jetzt festgenommenen Bande hindeuten. Im Dezember 2002 bedrohen mehrere Räuber die Wachleute eines Geldtransporters in Werl mit einer Panzerfaust und schießen mehrfach mit einem Maschinengewehr durch die Scheibe der Fahrertür. 2008 wird ein Geldtransporter in Solingen überfallen, das Fluchtfahrzeug geht in einer Außenortschaft in Flammen auf.

Und auch im Dezember 2015 in Dortmund gibt es wieder ein ähnliches Muster: Zwei Pkw keilen den Transporter ein, zwei maskierte Männer richten eine Panzerfaust auf das Fahrzeug und schießen mit Schnellfeuerwaffen. Die Polizei spricht von einem „mit hohem Organisationsgrad vorbereiteten Überfall“. Auf der Flucht wird einer der beiden Wagen angezündet.

Ob all diese Fälle am Ende wirklich der „Kalaschnikow-Bande“ zugeordnet werden können, möglicherweise ergänzt um weitere Überfälle, ist derzeit noch offen. Nach den Festnahmen, von denen zwei in Wuppertal und die übrigen drei in Solingen, Haan und Hilden erfolgten, werden nach Angaben der Staatsanwaltschaft zurzeit noch weitere Objekte nach Spuren untersucht.