Überfall auf Geldboten: Täter wie vom Erdboden verschluckt
Auch knapp fünf Monate nach dem filmreifen Coup stehen die Ermittler vor einem Rätsel. Gab es einen Insider-Tipp?
Düsseldorf. Es ist früh am Morgen, noch finster. Die beiden Mitarbeiter der Sicherheitsfirma Prosegur steigen an der Ulmenstraße aus ihrem Wagen, betreten die Sparkassenfiliale und leeren den Nachttresor. Als sie zu ihrem Transporter zurückkehren wollen, stehen plötzlich zwei mit Sturmhauben maskierte Täter mit Maschinenpistolen vor ihnen und fordern die Geldkassetten. Dann verschwinden die Räuber wieder im Dunkel, mit einer Beute, die wohl im sechsstelligen Bereich liegt. Die Geldboten bleiben zurück, körperlich unversehrt, jedoch mit einem schweren Schock.
Der filmreife Coup erregte Ende November in ganz Deutschland Aufmerksamkeit. Tagelang beherrschte der Fall die Schlagzeilen in Düsseldorf. Doch seither, so scheint es, sind die Täter wie vom Erdboden verschluckt.
„Es gibt überhaupt keine heiße Spur“, bestätigt auf Nachfrage Polizeisprecher Markus Niesczery. Obwohl Hundertschaftskräfte gleich nach der Tat das komplette Viertel durchkämmten und Anwohner befragten, die Polizei noch Tage später mit Handzetteln vor Ort nach Zeugen suchte und die Sicherheitsfirma eine hohe Belohnung von 10 000 Euro auslobte: Der entscheidende Zeugenhinweis blieb aus. Die Waffen — die Polizei geht davon aus, dass es sich um echte Pistolen handelte — sind bis heute nicht aufgetaucht. Das Fluchtfahrzeug der Räuber wurde kurz nach dem Überfall in einem Garagenhof an der Straße Am Schneisbroich entdeckt — in Brand gesteckt. „Das Fahrzeug ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt“, sagt Niesczery. „Die Fahrgestellnummer war unkenntlich gemacht worden.“ Und die Nummernschilder hatten die Täter zuvor in Flingern gestohlen.
Bis heute hat die Polizei auch keine konkreten Hinweise, ob die Täter aus einer anderen Stadt, vielleicht sogar aus dem Ausland kamen. Fest steht allerdings, dass sie genau wussten, zu welcher Zeit sie sich wo auf die Lauer legen mussten. „Entweder war die Tat gut und von langer Hand geplant“, sagt Niesczery, „oder es gab einen Insider-Tipp.“
Die Ermittler der Kommission „Ulmen“ prüften nach dem spektakulären Raub mögliche Verbindungen zu einem ähnlichen Fall in Neuss Anfang 2012: Damals hatten Täter mit Maschinengewehr und Panzerfaust ebenfalls einen Geldtransporter überfallen und mehrere hunderttausend Euro erbeutet. Die Düsseldorfer Polizei tauschte sich wegen der auffälligen Parallelen im Vorgehen der Räuber intensiv mit der Neusser Ermittlungskommission „Panzerfaust“ aus. „Aber auch das hat uns kein Stück weitergebracht“, so Niesczery.
Eine Hoffnung bleibt den Ermittlern jedoch: „Irgendwann einmal taucht die Beute auf“, ist der Polizeisprecher sicher. Zwar sei der Weg des gestohlenen Bargeldes nur schwer nachvollziehbar. Doch dem persönlichen Umfeld der Täter müsse auffallen, wenn plötzlich jemand mit Geld um sich werfe, der dieses eigentlich gar nicht haben dürfte. Dann, so hofft man bei der Polizei, könnte der entscheidende Tipp doch noch kommen.