„Add a Friend“ - Pionierarbeit im Pay-TV
München (dpa) - Es könnte ein interessanter Schritt für die deutsche Fernsehlandschaft sein: Die Serie „Add a Friend“ ist die erste eigenproduzierte Serie eines deutschen Bezahlsenders. Was als Risiko begann, ist inzwischen eine kleine Erfolgsgeschichte.
Es war ein Risiko: Am 19. September 2012 wurde die erste Folge von „Add a Friend“ ausgestrahlt. Heute können die ausführende Produzentin Anke Greifeneder und Regisseur Tobi Baumann sagen: „Wir haben ein Stück Fernsehgeschichte geschrieben.“ „Add a Friend“ ist die erste eigenproduzierte Serie eines deutschen Pay-TV-Kanals. Die Sendung, die in vielen Punkten amerikanischen Vorbildern folgt, hat einen Grimme-Preis eingeheimst. An diesem Montag (6. Mai, 20.15 Uhr) startet die zweite Staffel auf dem Bezahlsender TNT Serie.
Auch wenn sich die Zuschauerzahl - wie bei allen Pay-TV-Sendern in Deutschland - in Grenzen hält, nicht erst seit dem Grimme-Preis ist „Add a Friend“ vielen bekannt. Der Grund: die ungewöhnliche Erzählweise. Im Mittelpunkt steht der Fotograf Felix (Ken Duken), der nach einem Unfall an das Krankenhausbett gekettet ist (in der zweiten Staffel ist es die Reha-Klinik). Über seinen Laptop hält er Konkakt zu seinen Freunden in der Außenwelt - vor allem mit seinem besten Freund Tom (Friedrich Mücke) und seiner Mutter (Gisela Schneeberger) auf Mallorca.
„Die Leute wissen, dass es die Serie gibt und dass die Protagonisten über Google+ kommunizieren. Und das haben die Leute als absolute Signifikanz bemerkt und das erzählt man weiter“, sagt Schauspieler Mücke im Interview der Nachrichtenagentur dpa in München. Gottseidank gebe es die Serie jetzt. „Die wäre in zehn Jahren sicher nicht mehr so spannend, weil sich das immer mehr etabliert. In zehn Jahren werden sich die Leute sicher immer noch darauf besinnen, sich an einen Tisch zu setzen, aber das wird weniger.“
Unabhängig von der originellen Erzählweise erinnert das Konzept der Serie, die in den Bavaria Studios in Grünwald bei München gedreht wird, auch in anderen Punkten an erfolgreiche US-Serien. Schauspieler und Serienmacher sprechen von „horizontaler Erzählweise“. Will heißen: Die einzelnen Episoden bauen aufeinander auf. Dem Zuschauer wird zugemutet, alle sehen zu müssen. Die Schauspieler haben Zeit, ihre Charaktere zu entwickeln.
Regisseur Baumann sagt, so viele Freiheiten wie bei TNT habe er im Free TV nie gehabt. „Vielleicht gibt es sie anderswo, aber ich hab bisher selten Senderleute getroffen, die sagen: Wir wollen bewusst was Neues machen und keinen sicheren Ableger von etwas, was wir schon mehrfach haben. Es gibt genug Sokos und Krimiserien. Wir wagen mal was.“ Genau deshalb gab es für das Team der Serie einen Spezialpreis des Grimme-Preises. Baumann hofft, dass das Konzept Schule macht und sagt: „Das ist ein Projekt mit Pioniercharakter.“