Alleingang
Hamburg (dpa) - Der Schienenstrang führt quer durchs schöne Bayern, für die Innenaufnahmen mietete die Filmcrew rund um Regisseur und Autor Hartmut Schoen einen Speisewagen alter Art an. „Man konnte richtig nostalgisch werden, wenn man ihn sah“, schwärmte Schoen später noch.
In diesem Wagen dampft nun für den ARD-Krimi „Alleingang“ an diesem Mittwoch (20.15 Uhr) der „King“ über die Schienen. Ein ausgebrochener Großverbrecher, der seine Stunde des Triumphs gekommen sieht und den Augenblick der Rache an denen, die ihn damals zur Strecke brachten, vor allem am Kommissar Zuckmaier.
Der „King“ bringt einen Zug in seine Gewalt. Er nimmt Geiseln. Er verlangt deren Austausch gegen Zuckmaier. Der opfert sich. Die beiden hocken sich gegenüber wie zwei sich belauernde Raubtiere. Es wird dauern, bis der Kampf entschieden ist, und Punkte gehen an die eine wie die andere Seite. Aber man ahnt schon, dass am Ende Zuckmaier der Sieger sein wird. Und der selbsternannte „King“ ahnt es in der Tiefe wohl auch.
„Das ist ein Film über das Selbstverständnis von Männern und spiegelt im Grunde einen Machtkampf, wie er sich tagtäglich und überall abspielt, auf der Straße, im Büro“, sagt Schoen. „Nur eben hier in zugespitzter Form.“ Und zum Glück nicht überall so brutal. In dieser Hinsicht erspart der Film dem Zuschauer wenig. Dennoch - und trotz räumlicher Enge - liefen die Aufnahmen in eher entspannter Atmosphäre ab. „Einer der schönsten Drehs, die ich je erlebte“, sagt Schoen.
Der „King“ ist Armin Rohde, ausufernd üppig in Gestik und Spiel, der Tragödien-Mime. Sein Gegenspieler ist Alexander Held, eher schmal, zurückgenommen, ein Kammerspieler. Für ihn, der sonst meistens die Zwielichtigen spielt wie den Vernehmer in seinem bisher erfolgreichsten, Oscar-nominierten Film um die letzten Tage der Widerstandskämpferin Sophie Scholl, war es eine angenehme Abwechslung, mal auf der „guten“ Seite zu stehen.
Aber so eindeutig gut ist dieser Kommissar gar nicht, der gerade an einer Menge Schicksal zu beißen hat: Die Frau hat ihn verlassen, dazu mit dem besten Freund. Und nun sitzt er seinem Erzfeind gegenüber, zu dem sich allerdings eine wachsende Nähe einstellt: Jeder hätte ganz gern auch was vom andern und bleibt doch auf sich selbst zurückgewiesen.
Wie die Schauspieler selber auch. „Als sich ein erstes Mal den Film "Alexis Sorbas" sah, wäre ich natürlich gern der Sorbas gewesen“, sagt Alexander Held. „Aber ich wusste zugleich: Ich hätte immer nur den anderen, der Schriftsteller, bekommen.“ Und da pflichtet ihm sein Regisseur bei: „Und auch ich bin sicher nicht der King. Ich wäre wohl mehr der Typ des Zuckmaier.“