Am Deutschen Fernsehpreis scheiden sich die Geister
Berlin/Köln (dpa) - Das Bild am kommenden Sonntagabend wird dem aus den vergangenen Jahren gleichen: Auf dem roten Teppich vor dem Kölner Coloneum werden die Stars der TV-Branche vor den Fotografen posieren, bevor sie sich im Saal die 13. Verleihung des Deutschen Fernsehpreises zu Gemüte führen.
Bezahlte Claqueure werden die 1200 Ehrengäste beim Einzug in die Veranstaltungshalle mit Beifall überschütten. Der Privatsender RTL überträgt die von Nazan Eckes und Marco Schreyl moderierte Gala einen Tag später um 20.15 Uhr.
Doch das Schaulaufen der Prominenz kann nicht darüber hinweg täuschen, dass der Fernsehpreis auch nach Jahren der Diskussion immer noch nicht seine endgültige Form gefunden hat. Innerhalb der neunköpfigen Jury herrschen verschiedene Meinungen über die künftige Ausrichtung: So plädiert zum Beispiel RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger für die jetzige Fassung, die Preise weiterhin in den zwölf wichtigsten Kategorien zu vergeben. Schauspieler Hans-Werner Meyer will dagegen wieder mehr Vielfalt in den Preis bringen und auch weniger publikumswirksame Kategorien wie Drehbuch, Regie oder Ausstattung bedacht wissen.
Auch der Bundesverband der Film- und Fernsehregisseure kritisierte am Mittwoch den Vergabe-Modus. „Ausgezeichnet werden nämlich überwiegend nicht mehr die Schöpfer kreativer Werkleistung, sondern "Sendungen"“, hieß es in einer in Berlin verbreiteten Mitteilung. „Was als Sammelauszeichnung eher vornehm umschrieben ist, ist im Grund eine amorphe Huldigung des eigenen Sendeprodukts.“ Gerügt wurde insbesondere auch die Haltung von RTL-Unterhaltungschef Sänger. Sollten auch die anderen Sender mit dieser Einstellung einverstanden sein, deute das auf „eine kaum zu verhehlende Reformunfähigkeit der Sender“.
Doch am Sonntag werden alle vorübergehend einer Meinung sein, aufstehen und unisono in die Hände klatschen, wenn Schauspieler und Moderator Joachim Fuchsberger (84) für sein Lebenswerk geehrt wird. „Seit über 50 Jahren ist Joachim Fuchsberger einer der prägenden Akteure im deutschen Fernsehen, der gleichermaßen für unvergessliche Höhepunkte im Film wie in der Show-Unterhaltung steht“, sagte Anke Schäferkordt, RTL-Geschäftsführerin und diesjährige Vorsitzende des Stifterkreises, vor der Verleihung.
Die größten Einzelpreise sind die für die besten Schauspielerinnen und Schauspieler - nominiert sind Nina Kunzendorf, Alexandra Neldel, Petra Schmidt-Schaller, Maria Simon und Lisa Wagner bei den Frauen sowie Vladimir Burlakow, Jörg Hartmann, Stefan Kurt, Misel Maticevic und Justus von Dohnanyi bei den Männern.
Die ARD führt mit 15 Nominierungen vor dem ZDF und RTL (jeweils sieben) und Sat.1 (vier). Die Moderatoren Eckes und Schreyl bekommen Unterstützung vom Komiker Oliver Pocher, der gerade Vater von Zwillingen geworden ist, sowie von Cindy aus Marzahn, Dieter Nuhr und Johann König. Als Laudatoren haben die Veranstalter unter anderem Frank Elstner, Heiner Lauterbach, Bettina Zimmermann, Johannes B. Kerner, Ulla Kock am Brink, Steffen Hallaschka und Judith Rakers engagiert. Zu den größeren Preisen zählen die Kategorien Bester Film und Bester Mehrteiler.
Die Jury vergibt die Ehrung außer in den zwölf Kategorien auch für „besondere Leistungen“ in der Fiktion, der Unterhaltung und der Information. Hinzu kommt ein Förderpreis. Außerdem soll in einer Hommage der Verstorbenen des vergangenen Jahres gedacht werden. Der Graf („Unheilig“) soll dafür eine eigens für den Deutschen Fernsehpreis arrangierte Version von „Geboren um zu leben“ live aufführen. Im Anschluss an die Gala berichtet Gesellschaftsreporterin Frauke Ludowig auf RTL ab 23.30 Uhr in der Sendung „Exclusiv Spezial - Die Nacht der Stars“ über die Aftershowparty.
Auch wenn der Fernsehpreis unter den Kreativen immer noch für Diskussionen sorgt, ist jetzt bereits sicher, dass er auf jeden Fall bis 2014 ausgestrahlt wird. Denn solange gilt der zwischen ARD, ZDF, RTL und Sat.1 geschlossene Vertrag.