André Rieu: Ein Leben im Dreivierteltakt

Stargeiger André Rieu begeistert ein Millionenpublikum. In seiner Heimatstadt Maastricht lebt er in historischen Gemäuern.

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Maastricht. Opulent sind die Räume des Schlosses direkt an der Maas gestaltet, das sich Stargeiger André Rieu als Domizil gekauft hat. Goldene Spiegel und Sessel gehören genauso zur Ausstattung wie prächtige Kronleuchter und ein Wintergarten, den der Musiker nicht nur selbst entworfen, sondern an dem er auch selbst mit Hand angelegt hat. Im Teich davor schwimmen große Kois, während im Inneren der Orangerie Schmetterlinge und Vögel zu Hause sind. Der älteste Teil stammt aus dem Jahr 1452.

„In einem der Bücher mit Tim und Struppi hat sich der Professor ein Schloss gekauft. Mit dieser Geschichte ist bei mir schon früh der Wunsch entstanden selbst ein Schloss zu besitzen“, erinnert sich Rieu, der am kommenden Mittwoch 65 Jahre alt wird. Gekauft hat er den Gebäudekomplex, in dem er als Kind Klavierunterricht hatte, in drei Teilen. „Das Hauptgebäude war ziemlich verfallen, da mussten wir viel rein investieren.“

Umso prächtiger wirkt das Schloss im niederländischen Maastricht heute. Dort hat Rieu neben seinen Wohnräumen sein Büro und seine offiziellen Empfangsräume. Zum Schloss gehört neben einem Rittersaal und einem Kaminzimmer auch eine geräumige Küche. Dort soll Musketier d’Artagnan der Legende nach sein letztes Mahl eingenommen haben, bevor er vor den Stadtmauern getötet wurde. In der Küche steht der Schlossherr auch selbst am Herd. „Man muss mir nur sagen, was man möchte, ich werde es kochen“, versichert Rieu.

Sicher ist für ihn auch, dass er nie wieder mit einem Schloss auf Tour geht und sich damit in die Schuldenkrise stürzt. „Das musste ich meiner Frau versprechen.“ Gut erinnert sich der 64-Jährige noch an die Verhandlungen im Schloss mit den Bankern, bei denen er mit 35 Millionen Euro in der Kreide stand: „Die haben überlegt, was sie mir alles wegnehmen können, um ihr Geld wieder zu bekommen. Zum Glück haben sie sich entschieden, dass es die beste Lösung ist, mich einfach spielen zu lassen. Nicht lange später stand ich wieder gut im Plus.“

Geld sei aber nicht das Motiv, weshalb er mit seinem Orchester rund um den Erdball ziehe. „Wenn ich Pipelines verkaufen würde, wäre ich heute deutlich reicher. Mich motivieren aber der Spaß an der Musik und die gemeinsame Arbeit mit meinem Orchester“, betont Rieu. Zur Ruhe setzen will er sich auch mit 65 Jahren noch lange nicht: „In Rente geht man, wenn man sein Leben lang gearbeitet hat. Ich habe mit der Musik immer meine Freude gehabt, auch wenn es manchmal anstrengend war“, sagt der Orchesterchef, der Ende Oktober sein neues Album „Eine Nacht in Venedig“ veröffentlichen wird und der gerade eine große Tour vorbereitet, die ihn im Frühjahr auch nach Köln und Düsseldorf führt.

Wie motiviert Rieu immer noch ist, weiß Cellistin Karin Hinze, die seit 15 Jahren im Orchester von André Rieu spielt: „Wenn wir in den Urlaub fahren, dann holt sich André einen Privatlehrer aufs Schloss, um eine neue Sprache für die Moderation bei den Konzerten zu lernen.“ Fit hält sich der Geiger auch mit Sport: „Ich mache regelmäßig Krafttraining und laufe“, sagt der Mann, der in den Niederlanden einen regelrechten Boom in Sachen Geige ausgelöst hat. „Unsere Musik spricht die Gefühle an und das funktioniert bei Kindern besonders gut“, weiß Rieu, der selbst Großvater ist.