Beziehungsdrama „Mitte Ende August“ bei Arte

Hamburg (dpa) - Das Leben scheint leicht und sorgenfrei für Hanna (Marie Bäumer) und Thomas (Milan Peschel): Die Sonne scheint ins Schlafzimmer, die beiden Liebenden erwachen nebeneinander im Bett. Er steht auf, dreht die Musik an, läuft auf den Balkon.

Dann albern beide in der Wohnung herum. Ganz ohne Dialoge und Erzählerstimme entwerfen die ersten Minuten des Beziehungsdramas „Mitte Ende August“ einen fast schon paradiesischen Zustand: ein Paar im Einklang mit sich und der Welt. Doch die Idylle ist bedroht, schon bald ziehen Wolken am Horizont auf.

Die Vertreibung aus dem Paradies ist das Thema des Kinofilms von Sebastian Schipper, den Arte am Freitag (20.15 Uhr) erstmals im deutschen Free-TV zeigt. Subtil und anrührend schildert der 1968 in Hannover geborene Regisseur diese Vertreibung. Ende der 1990er Jahre debütierte Schipper mit dem hochgelobten Hamburg-Film „Absolute Giganten“, 2006 folgte die Dreiecksgeschichte „Ein Freund von mir“ mit Daniel Brühl und Jürgen Vogel in den Hauptrollen.

Bei „Mitte Ende August“ hat sich Schipper von Goethes Roman „Wahlverwandtschaften“ aus dem Jahr 1809 inspirieren lassen. Aber er legte keine verstaubte Literaturadaption vor, sondern ein fast schwereloses Generationenporträt ohne falsche Töne und mit großartigen Schauspielern.

Die beiden Mittdreißiger Hanna und Thomas haben sich ihren großen Traum erfüllt, das Haus auf dem Land. Sie haben Ferien, fahren hinaus ins Grüne und beginnen zu zweit, ihr lauschig an einem See gelegenes Domizil zu renovieren. Zwei, drei Tage sind die beiden allein, dann ruft Thomas' Bruder Friedrich (André Hennicke) an, der gerade von seiner Frau verlassen wurde und seinen Job als Architekt verloren hat. Der impulsive Thomas bietet Friedrich spontan Unterschlupf an, während die bedächtige Hanna lieber zu zweit geblieben wäre.

Das Haus füllt sich, als Hanna im Gegenzug ihre mittlerweile erwachsene Patentochter Augustine (Anna Brüggemann) einlädt. Schon nach kurzer Zeit zeigen sich die ersten Risse in der fast symbiotischen Beziehung zwischen Hanna und Thomas, die Konstellationen verschieben sich zunächst nur unmerklich. Als dann noch Hannas dandyhafter, Oscar Wilde zitierender Vater Bo (großartig: Gerd Voss) samt russischer Geliebter zur Stippvisite im Sportwagen anrauscht, dreht sich das Gefühls-Karussell bald immer schneller.

Wichtig für die stimmige Atmosphäre von „Mitte Ende August“ ist die Filmmusik, die vom amerikanischen Songschreiber Vic Chesnutt stammt, und sehr schön mit den in langen Einstellungen ohne künstliches Licht gedrehten Sequenzen harmoniert.