Camilla: Wandel vom „Rottweiler“ zum Top-Royal
London (dpa). Es ist noch nicht so lange her, da wurde sie als „Kuh-milla“ und als „Rottweiler“ beschimpft: Doch nun sitzt Camilla, die Herzogin von Cornwall, als Ehefrau von Prinz Charles bei der Königshochzeit in London in der allerersten Reihe.
Als Stiefmutter von Bräutigam Prinz William und seinem jüngeren Bruder Harry fällt Camilla eine Schlüsselrolle zu.
Sechs Jahre nach ihrer Vermählung mit Prinz Charles scheint vergessen zu sein, dass die britische Öffentlichkeit ihr einst unverhohlen die Schuld am Aus der Ehe zwischen Charles und Prinzessin Diana zuschob. Die von vielen Briten wie eine Heilige verehrte Diana klagte mit Blick auf Camilla über ihre „Ehe zu dritt“.
Im reifen Alter von 63 Jahren, und inzwischen selbst Großmutter, gelingt es Camilla offenbar immer mehr, die stille Zuneigung der Briten zu gewinnen. Dabei geht es aber eher um eine passive Akzeptanz als um überschwängliche Sympathiebekundungen, wie Meinungsforscher wissen wollen. Camilla habe es durch ihre zurückhaltende, unaufdringliche Art geschafft, ihre Beliebtheit stetig zu erhöhen. „Sie hat niemanden gekränkt, sich nicht blamiert und keine Fehler gemacht“, sagte Joe Twyman vom Umfrageinstitut YouGov der Nachrichtenagentur dpa.
„Der Hauptgrund für den Wandel aber ist, dass sie Charles geheiratet hat“, fügte Twyman hinzu. Die PR-Maschine des Palastes habe äußerst effektiv an ihrem Image gearbeitet und erfolgreich vermittelt, dass Camilla nun als Teil der Königsfamilie angesehen werde. „Sie ist immer dabei, immer ein paar Schritte hinter Charles, aber immer sichtbar“, sagte Twyman.
Die auffallend entspannte Art, mit der Charles in der Öffentlichkeit an der Seite von Camilla auftrat, war Beobachtern schon kurz nach der unspektakulären Standesamt-Hochzeit des Paares im April 2005 aufgefallen. „Charles und Camilla fühlen sich wohl miteinander. Sie sind auf derselben Wellenlänge. Das ist die Quintessenz des Ganzen“, schrieb der britische Autor Gyles Brandreth in seinem Buch „Charles & Camilla. Die Geschichte einer großen Liebe.“
Auch zu Charles Söhnen William und Harry habe sie ein natürliches Verhältnis. Camilla habe den Unfalltod Dianas im Jahr 1997 als eine „persönliche Tragödie“ betrachtet und versucht, den Jungens bei der Überwindung ihres Verlustes zu helfen. „Sie ging locker mit ihnen um, vertraut, aber eher wie eine große Schwester als wie eine Mutter“, schrieb Brandreth. Als dann die Heirat kam, habe bei den Söhnen ein anfängliches Unbehagen über die Beziehung Freude und Erleichterung Platz gemacht.
In einem Interview zu seinem 21. Geburtstag im September 2005 beschrieb Harry Camilla als eine „wunderbare Frau, die unseren Vater sehr, sehr glücklich macht.“ Sie sei „keineswegs die böse Stiefmutter“ und er und sein älterer Bruder würden sie „wahnsinnig liebhaben“, sagte Harry über die langjährige Gegenspielerin seiner Mutter.
Viel Geschick wird Camilla auch im Umgang mit ihrer neuen Stief-Schwiegertochter Kate Middleton aufbringen müssen. Die weitaus beliebtere, schönere und jüngere Kate als neuer Liebling der Nation dürfte Camilla erst einmal aus dem Rampenlicht verdrängen. Die Diskussion darüber, ob Camilla an der Seite von Charles jemals „Queen“ werden würde, dürfte laut Twyman künftig in noch gedämpfteren Tönen geführt werden. „Die Frage kann man ernsthaft erst stellen, wenn die Queen stirbt“, sagte Twyman.