Der Anfang vom Ende: Gottschalks „Wetten, dass..?“
ürnberg (dpa) - Es sollte Gottschalks Einstieg in den Ausstieg sein - doch am Ende wirkte alles wie eine Abschieds-Show: Mit einer gehörigen Portion Nostalgie hat das ZDF am Samstagabend Gottschalks drittletzten Auftritt als Moderator von „Wetten, dass..?
“ zelebriert.
Immer wieder streute die Regie kurze Rückblicke auf 30 Jahre „Wetten, dass..?“ ein, erinnerte an die besten Showacts (Michael Jackson 1995 und Take That 2011) und ließ sogar eine Klassik-Wette aus dem Jahr 1983 wieder aufleben.
Dabei sollte es nach Gottschalks Vorstellung gar keine Retro-Sendung werden. Und so ging er selbst auf seinen „Wetten, dass..?“-Ausstieg nur beiläufig ein. „Schön, dass Sie mich auf meiner Abschiedstournee begleiten“, begrüßte er sein Publikum. Er wolle das Ganze nicht zu sehr dramatisieren. „Es ist ja schließlich nicht meine Absicht, "Wetten, dass..?" zu Grabe zu tragen“, sagte er. Die allerletzte Wettshow moderiert Gottschalk am 3. Dezember in Friedrichshafen - fast genau ein Jahr nach dem Wettunfall von Samuel Koch, der sich bei „Wetten, dass..?“ schwer verletzte.
Im Rennen um Quoten ging das Konzept auf: Die „Wetten, dass..?“-Show sahen im Schnitt 9,06 Millionen Menschen (29,1 Prozent), die RTL-Show „Das Supertalent“ mit kam im Schnitt auf 6,28 Millionen (20,0 Prozent).
Später kam dann doch etwas Nostalgie auf, als er auf der Gästecouch beim Blick in ein Familienalbum mit Altrocker Peter Maffay von früheren gemeinsamen „Wetten, dass..?“-Auftritten schwärmte („Da sehen wir ja aus wie Wachsfiguren“). Keiner war öfter Gast bei „Wetten, dass..?“ als Maffay - insgesamt 16 Mal.
Ansonsten genoss der aus Franken stammende Entertainer seinen Heimvorteil vor Nürnberger Publikum und schlug schlagfertig den Bogen zu dem gerade in der Nachbarhalle zu Ende gegangenen CSU-Parteitag. Dem in der ersten Reihe sitzenden CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt rief Gottschalk zu: „Ich habe gehört, Angela war auch da. Die hätte bei uns sicher mehr Beifall bekommen als bei euch.“
Bei der Auswahl der Wettkandidaten hatten die „Wetten, dass..“-Macher in nicht allen Fällen ein glückliches Händchen - im Fall des elfjährigen Hagen Brüggemann aber schon. Der aus Hamm stammende Schüler eroberte die Herzen des Publikums mit seinem Charme im Sturm - und durfte dafür zum Dank später sogar noch auf der schon überfüllten Gästecouch Platz nehmen.
Der von seinen Eltern mit dem Hardrock-Virus infizierte junge Westfale hatte sich in der ZDF-Show nicht nur als brillanter Kenner des Repertoires der „Hardrock-Opas“ von AC/DC erwiesen, sondern lieferte vor einem Millionenpublikum auch noch ein fetziges Gitarren-Solo ab. Seine Wette, bei der er AC/DC-Songs anhand 3-sekündiger Einspielungen erkennen musste, gewann er souverän. Gottschalk kalauerte nach Hagens Auftritt: „Dich hätte ich meinem Nachfolger nicht gegönnt“.
Den Titel des Wettkönigs heimste der 23-jährige Amadei Weiland ein. Zwar verlor er die in einem Mainzer Reitzentrum ausgetragene Außenwette knapp. Die Behändigkeit, in der er zu Fuß die bis zu 1,40 Meter hohen Hindernisse eines Pferdeparcours übersprang, machte ihn aber dennoch zum unangefochtenen Publikumsliebling. Im wahrsten Sonne des Wortes den Mund zu voll nahm der in 46-jährige Münchner Michael Erhardt. Der wollte 30 Klimmzüge in drei Minuten schaffen - und dabei 30 Schaumküsse vertilgen. Irgendwann verließen ihn jedoch die Kräfte.
Seine Wette gewonnen hat hingegen Felix Heller, der mit seinem Spezialfahrrad eine in Gegenrichtung laufende Rolltreppe in 40 Sekunden erklomm. Neue Einsichten bescherte Wettkandidat Kevin Varga dem Moderator; der 23 Jahre alte Ansbacher Student konnte allein an den Schluckgeräuschen heraushören, wer von seinen 30 auf die Bühne gebetenen Freunde gerade ein Glas Wasser lehrte.
Zu einer peinliche Panne kam es beim Auftritt der bayerischen Kabarettistin Monika Gruber. Sie geriet bei ihrem kurzen Comedy-Auftritt ins Stocken, weil eine Tafel mit ihrem eigens für die Show entworfenen Text hinter der Kamera nicht rechtzeitig bereitgehalten wurde.
Auf der Gästecouch nahmen neben Peter Maffay noch der Komiker Michael („Bully“) Herbig und der britische Schauspieler Rowan Atkinson („Mr. Bean“) Platz. Leicht verloren wirkte die etwas wortkarge englische Popmusikerin Jessie J. Sie hatte zuvor im gewagten, schwarzen Gothic-Look und derben Lederstiefeln ihren neuesten Song präsentiert.