Vielseitiger Schauspieler Der „Dude“ hat Geburtstag - Oscar-Preisträger Jeff Bridges wird 70

Los Angeles · Jeff Bridges ist Hollywoods Chamäleon, der Schauspieler meistert fast jedes Genre: vom Dude im Kultfilm „The Big Lebowski“ zum Oscar-Preisträger durch „Crazy Heart“. Mit 70 Jahren kann er noch mehr.

Schauspieler Jeff Bridges in einer Szene aus einem Superbowl-Werbespot.

Foto: dpa/Uncredited

Jeff Bridges heizte im vorigen Januar die Spekulationen über einen weiteren „Dude“-Auftritt kräftig an. Auf Twitter postete der Oscar-Preisträger ein kurzes Video, in dem er mit „Dude“-typischer Strickjacke, Sonnenbrille und langer Mähne in die Kamera lacht. War das etwa die lang erhoffte Ankündigung einer Fortsetzung des Kultfilms „The Big Lebowski“ (1998), mit Bridges in der ikonischen Rolle als Slacker und Ex-Hippie Jeffrey Lebowski, der am liebsten mit einem Joint, Drinks und ein paar Freunden auf der Bowlingbahn abhängt?

Leider nicht. Der Schauspieler, der am Mittwoch (4. Dezember) 70 Jahre alt wird, löste wenige Tage später das Rätsel. Es war nur der Teaser für einen Bier-Werbespot für das anstehende Super-Bowl-Endspiel der amerikanischen Football-Liga. Mit der Darstellung des Verlierertypen in dem über 20 Jahre alten Streifen der Coen-Brüder ist Bridges untrennbar verbunden. Doch in seiner 50-jährigen Karriere ließ er sich nie nur auf einen Rollentyp festlegen.

Das hatte auch mit seinem berühmten Vater Lloyd Bridges (1913-1998) zu tun. Nach dessen Riesenerfolg mit der 50er-Jahre-TV-Serie „Abenteuer unter Wasser“ sei es für den Hollywoodstar „sehr frustrierend“ gewesen, auf die Rolle eines Tauchers festgelegt zu werden, erzählte Bridges im vorigen Jahr dem Sender KTLA. Er selber habe sich daher immer um Vielseitigkeit bemüht.

Das ist schon an der Bandbreite von Bridges' sieben Oscar-Nominierungen zu erkennen. Die erste gab es 1972 für seine Nebenrolle in dem Kultfilm „Die letzte Vorstellung“ von Peter Bogdanovich. Weitere Nominierungen folgten für die Actionkomödie „Die Letzten beißen die Hunde“ (1975), den Science-Fiction-Film „Starman“ (1985) und 2001 für den Politthriller „Rufmord - Jenseits der Moral“. Erst im fünften Anlauf gewann er mit 60 Jahren Gold für seinen Auftritt als abgehalfterter, saufender Country-Sänger in dem Drama „Crazy Heart“ (2010).

Die Rolle eines trunksüchtigen Marshalls in dem „True Grit“-Western der Coen-Brüder brachte ihm 2011 eine weitere Nominierung ein. Zuletzt hatte er 2017 Oscar-Chancen mit seiner Darstellung eines alten texanischen Polizisten, der in „Hell or High Water“ zwei Bankräuber verfolgt.

Hollywoods Verwandlungskünstler hat kein Genre ausgelassen. In der Militärsatire „Männer, die auf Ziegen starren“ spielte er an der Seite von George Clooney, in dem Comic-Action-Streifen „Iron Man“ war er der Superhelden-Gegenspieler, in „Die fabelhaften Baker Boys“ (1989) - an der Seite seines älteren Bruders Beau Bridges - verdrehte er als Barmusiker einer Sängerin, gespielt von Michelle Pfeiffer, den Kopf.

Vielseitig ist Bridges nicht nur als Schauspieler. Auf Twitter stellt er sich zudem als Musiker, Fotograf, Maler, Bildhauer, Aktivist und Geschichtenerzähler vor. Er spielt Klavier und Gitarre und hat mehrere Platten herausgebracht, darunter die Folk-Rock-Sammlung „Be Here Soon“ und das Country-Album „Jeff Bridges“.

Seit Jahrzehnten bringt er seine Widelux-Kamera für Panoramaaufnahmen zu den Dreharbeiten mit. Im Oktober brachte er sein neues Fotobuch „Jeff Bridges: Pictures: Volume Two“ heraus, mit mehr als 125 Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Sets und Co-Stars wie Meryl Streep, George Clooney und Elizabeth Banks. In einem Selfie vom Western-Set „True Grit“ schaut er mit Augenklappe grimmig in die Kamera, im Hintergrund baumelt eine Leiche.

Bridges macht sich gegen Waffengewalt stark und engagiert sich über die „No Kid Hungry“-Kampagne für hungerleidende Kinder. Der gebürtige Kalifornier wirkt bei Umweltschutzaktionen mit, vor allem im Kampf gegen die Plastikverschmutzung der Meere und den Klimawandel. 2018 produzierte er die Dokumentation „Living in the Future’s Past“. Mit seiner Reibeisenstimme spricht er darin als Erzähler über Klimakrisen und Ressourcen-Knappheit.

Die Folgen von Naturkatastrophen bekamen Bridges und seine Frau Susan auf ihrem Anwesen nahe Santa Barbara im Januar 2018 selbst zu spüren. Eine verheerende Schlammlawine hatte die Region nach schweren Waldbränden heimgesucht, über 20 Menschen starben. „Laut wie ein Zug“ hätten die Erdmassen mitten in der Nacht ihr Haus eingenommen, erzählte Bridges später in der Jimmy-Kimmel-Show. Sie selbst seien per Hubschrauber von der Feuerwehr gerettet worden.

Ihre Ehe ist nach Hollywoods Maßstäben eine Besonderheit. Seit über 40 Jahren sind Bridges und Susan Geston verheiratet. Sie waren sich bei den Dreharbeiten zu dem Film „Rancho Deluxe“ (1975) im US-Staat Montana begegnet, wo Geston als Kellnerin auf einer Ferienranch jobbte. Sie haben drei Töchter.

Auf der Oscar-Bühne, mit der Trophäe für „Crazy Heart“ in der Hand, dankte Bridges 2010 seiner „wunderschönen“ Frau und den Töchtern. „Ohne Euch wäre ich nicht hier oben.“

(dpa)