Oskar-Gewinner „Die Unbestechlichen“ - Drehbuch-Genie William Goldman ist tot
Los Angeles · Er legte Stars wie Robert Redford, Dustin Hoffman, Paul Newman und Robert Downey Jr. unvergessliche Worte in den Mund. Mit seinen Drehbüchern holte er zwei Oscars. Nun ist William Goldman mit 87 Jahren gestorben.
Regisseur Rob Reiner (71, „Harry und Sally“, „Misery“) hat William Goldman einst als „möglicherweise Amerikas großartigsten Drehbuchautor“ bezeichnet. Oscar-Preisträger Aaron Sorkin (57), der die Vorlagen für „The Social Network“ und „Steve Jobs“ schrieb, pries ihn als den Erfinder des modernen Drehbuchs. Alles was er wisse, habe er von Goldman gelernt, erklärte Sorkin einmal.
Reiner und Sorkin sind nur zwei Filmgrößen von vielen, die nun um das Schreibgenie hinter Hollywood-Klassikern wie „Die Unbestechlichen“, „Der Marathon-Mann“ und „Misery“ trauern. Mit 87 Jahren ist der zweifache Oscar-Preisträger an den Folgen von Krebs und einer Lungenentzündung in seinem Haus in New York gestorben, wie seine Tochter Jenny am Freitag der „Washington Post“ mitteilte.
Hollywood-Regisseur Ron Howard (64, „„A Beautiful Mind“) würdigte ihn in einem Tweet als „einen der größten und erfolgreichsten Drehbuchautoren aller Zeiten“. Der Tod von Goldman habe ihn zum Weinen gebracht, schrieb Regisseur Reiner auf Twitter. Er hatte die Filme „Die Braut des Prinzen“ und „Misery“ nach Goldmans Vorlagen gedreht. „Mein Lieblingsbuch aller Zeiten“, sagte er über den Roman, auf dem „Die Braut des Prinzen“ fußte. „Ich fühle mich geehrt, dass er mir erlaubte, daraus einen Film zu machen.“ Gruselmeister Stephen King würdigte Goldman als „geistreich und talentiert“. „Sein Skript von meinem Buch 'Misery' war eine wunderbare Sache“, schrieb er auf Twitter.
Ohne Goldman hätten sich viele Hollywoodstars nichts zu sagen gehabt. In dem Watergate-Drama „Die Unbestechlichen“ (1976) legte er Robert Redford und Dustin Hoffman kluge Worte in den Mund. In dem Psychothriller „Misery“ (1990) lieferte Goldman den Erfolgsautor Paul Sheldon (James Caan) einem besessenen Fan (Kathy Bates) ans Messer. Robert Downey Jr. ließ er als „Chaplin“ (1992) sprechen.
Seine erste Oscar-Statue für den Western „Butch Cassidy und
Sundance Kid“ (1969) mit Paul Newman und Robert Redford nahm Goldman nicht einmal persönlich in Empfang. Er hatte sich „null
Gewinnchancen“ ausgerechnet und war der Gala-Show einfach
ferngeblieben. Sieben Jahre später trat er selbst auf die Bühne, als sein Drehbuch für „Die Unbestechlichen“ den höchsten Filmpreis gewann.
Er verfasste das Skript zu einem der berühmtesten Antikriegsfilme „Die Brücke von Arnheim“ (1977). In den Krimis „Der Marathon-Mann“ (1976) und Clint Eastwoods „Absolute Power“ (1997) schmiedete er komplizierte Polit-Plots. In der Western-Parodie „Maverick“ (1994) spannte er Mel Gibson und James Garner als komisches Team ein. Mit den „Frauen von Stepford“ wagte er sich 1975 in die Sci-Fi-Welt, mit „Jurassic Park III“ (2001) ins Fantasy-Land.
Wenn anderen Autoren die Worte ausgingen, dann griff Goldman oft
als „Script-Doctor“ ein. So gab er „Wilde Kreaturen“ (1997) und „Mission Impossible II“ (2000) den letzten Schliff. Der Hollywood-Insider nahm kein Blatt vor den Mund, als er in den Sachbüchern „Das Hollywood-Geschäft“ und „Wer hat hier gelogen?“ über die Eitelkeiten und Machtspiele der Filmindustrie herzog.
Selbstironisch prägte er den berühmten Satz: „Nobody knows anything“, niemand im Hollywood wisse irgendetwas. „Keiner hat die geringste Idee, was für ein Film am Ende gut läuft“, erklärte Goldman 2014 in einem Interview von „Indiewire“. Als Student habe er überhaupt kein Schreibtalent gehabt, behauptet der Erfolgsautor. Sein erstes Skript habe er erst mit 33 Jahren gelesen. Von wegen Filmschule: Er sei einfach viel ins Kino gegangen und habe sich dort in Filme verliebt.
Der 1931 im US-Staat Illinois geborene Autor, der vor seiner Hollywood-Karriere Literatur studierte, schrieb mit 25 Jahren den
ersten von insgesamt 20 Romanen. Am bekanntesten ist sein Fantasy-Buch „Die Brautprinzessin“, ein fantastisches Märchen mit Riesen, Prinzen und Fabelwesen.
2015 machte sich Goldman noch einmal an sein altes „Misery“-Skript nach der Romanvorlage von Stephen King und schrieb es für eine Broadway-Adaption mit Bruce Willis um. Die Lust am Schreiben hatte er bis ins hohe Alter nicht verloren. Fünf Drehbücher habe er seit 2003 zu Papier gebracht, aber noch sei keines davon verfilmt worden, sagte Goldman vor drei Jahren dem Entertainment-Portal „Vulture.com“. Mit ein Ansporn für die eigene Schreiblust: „Viele Filme, die heute gemacht werden, gefallen mir nicht.“