Doku: Niedecken sucht seine Vorfahren
Köln (dpa) - Es ist „Verdamp lang her“. Treffender als mit der Hit-Single der Kölschrocker BAP lässt sich die WDR-Dokumentation über die Familiengeschichte des Sängers Wolfgang Niedecken kaum beschreiben.
Mehr als 400 Jahre Familiengeschichte hat der Kölner Musiker mit einem Ahnenforscher durchstöbert, um mehr über die eigenen Vorfahren herauszufinden.
ie brisanteste Entdeckung auch für ihn selbst: Eine Urahnin Niedeckens kam nach einem Hexenprozess auf dem Scheiterhaufen ums Leben. „Als ich an meiner Autobiografie schrieb, wurde mir noch mal bewusst: Lieber Gott, du weißt ja eigentlich überhaupt nichts, was über die Großeltern hinausgeht“, sagt Niedecken. „Das ist relativ blamabel.“ Nach und nach gräbt sich der 60-Jährige in die Vergangenheit der eigenen Familie und entdeckt sich dabei auch ein Stück weit selbst. Die jüngste Ausgabe des Doku-Formats „Vorfahren gesucht“ ist deshalb auch ein Porträt über das Kölner Urgestein Wolfgang Niedecken geworden.
Dass der Name der Rockband BAP auf den Kosenamen „Bapp“ für Niedeckens Vater Josef zurückgeht, und dass er eigentlich Jurist oder Arzt hätte werden sollen, sind Anekdoten aus den frühen Lebensjahren. Bis ins 16. Jahrhundert reichen die Wurzeln der Niedeckens, die als sesshafte Winzer im Rheinland lebten. „Ich kann mir vorstellen, dass es reine Landeier und reine Stadtmenschen gibt. Und tief im Innersten spüre ich, dass ich eigentlich ein Landei bin und da kann es schon sein, dass das mit meiner Herkunft zu tun haben könnte.“
Die historisch spannenden Funde zur Vorgeschichte des BAP- Frontmanns macht Ahnenforscher Markus Weidenbach bei seinen Recherchen im Landeshauptarchiv Koblenz und in Kirchenbüchern. Als „mit dem Teufel im Bunde“ bezeichneten Amtsträger die Urgroßmutter neunten Grades, die 1631 verhaftet und gefoltert wurde und als „Hexenkönigin von Bruchhausen“ auf dem Scheiterhaufen starb. Auch ein Gegner der Hexenverfolgungen aus dieser Zeit gehört zu den entfernten Niedecken-Ahnen. Und selbst mit dem Ahnenforscher Weidenbach teilt der BAP-Sänger noch Vorfahren. „Im Rheintal sind Leute zwangsläufig alle miteinander verwandt.“