Ein Comedypreis sucht seine Relevanz

Köln (dpa) - Es gab mal eine Zeit, da galt der Komiker Ingo Appelt manchen Leuten als Mann der ganz alten Humorschule: Etwas zotig, etwas laut, etwas vorhersehbar. Wer will, könnte darin den Prototypen der Deutschen Comedy-Szene sehen.

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Dass es also ausgerechnet Appelt gelingt, der dahinplätschernden Verleihung des Deutschen Comedypreises in diesem Jahr einen unerwarteten Moment zu bescheren, war also kaum zu erwarten gewesen. Aber es gelingt ihm.

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„Ich frage dich hier an dieser Stelle“, hebt der Komiker an und blickt ins Publikum, wo seine Freundin sitzt. Gerade hat er den Preis für die „Beste Comedyshow“ („Mein bestes Jahr - Comedy mit Rückblick“, RTL) in die Hand gedrückt bekommen. Es ist ein metallisches Riesen-Ei. „Möchtest du meine Frau werden?“. Appelt scheint tatsächlich von dem Moment übermannt. Die Rede wirkt nicht auswendig gelernt. Vor dem Heiratsantrag hat er hastig seinem Manager gedankt.

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Es ist tatsächlich ein überraschender Moment in einer Show, bei der sich Jahr für Jahr dieselben deutschen Comedians gegenseitig einen Preis überreichen. In diesem Jahr ist das oft nicht anders. Bester Komiker wird Dieter Nuhr. Nuhr ist auch Vorsitzender der Jury, die über die Preisträger befindet. Als er an das Mikro darf, stellt er erstmal klar, dass er in diesem Fall natürlich nicht mitgestimmt habe. Beste Komikerin wird Carolin Kebekus. Wie 2014 und 2013.

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„Ja, es ist richtig: Auch diesmal ist wieder sehr viel bekanntes Personal dabei“, sagt Bastian Pastewka, der selbst für seine von vielen Fans verehrte Serie „Pastewka“ ausgezeichnet wird. Aber den Preis gebe es ja auch erst seit 18 Jahren. „So viel tut sich dann eben auch nicht, bei aller Liebe. So viel Knallernachwuchs kommt dann auch nicht nach“, meint er.

Immerhin: Erstmals wird nach Angaben von RTL mit Enissa Amani eine Frau „Beste Newcomerin“. Als beste Schauspieler werden die Charakterdarsteller Charly Hübner und Katharina Thalbach geehrt. Moderatorin Kebekus und die Laudatoren - vor allem Schauspieler Max Giermann in der Rolle des cholerischen Klaus Kinski - machen ihre Sache unterhaltsam.

Am Ende reißt sich die Show allerdings jemand unter den Nagel, der so viel Bildschirmzeit wie kaum ein anderer in den vergangenen Jahren hatte. Stefan Raab, der seine TV-Karriere Ende des Jahres beenden will, bekommt den Ehrenpreis. Er singt mit seiner Band, er tanzt über die Bühne, er persifliert selbst das Bohei, das um seinen Abschied gemacht wird. Fast so wie in seinen besten Tagen. „That's Comedy“, sagt Raab.