Eurovision Song Contest: Das sind die Finalisten
Stockholm (dpa) - Australien bis Zypern: Beim Eurovision Song Contest (ESC) in Stockholm treten 26 Länder im Finale an. Gute-Laune-Lieder sind genauso dabei wie Herzschmerz und ein bisschen Politik. Die Interpreten und Songs im Überblick...
1) BELGIEN: Laura Tesoro („What's The Pressure“): Belgien schickt wieder einen besonders jungen Act zum ESC-Zirkus. Die erst 19-jährige Laura Tesoro erfrischt mit ihrer Disco-Nummer und ihren Tanzeinlagen. Im vergangenen Jahr mischte Belgien den ESC mit einem ähnlich jungen Teilnehmer auf: Loïc Nottet ergatterte Platz vier.
2) TSCHECHIEN: Gabriela Gunčíková („I Stand“): Erst zum fünften Mal ist Tschechien beim ESC dabei. Mit einer Popballade gelang nun zum ersten Mal der Einzug ins Grand-Prix-Finale.
3) NIEDERLANDE: Douwe Bob („Slow Down“): Ein Country-Hit ohne viel Glitzer - diese Rechnung ist beim ESC für Deutschlands Nachbar schon einmal aufgegangen. Als schmuckes Paar schafften die Common Linnets 2014 Platz zwei. Diesmal tritt ein Singer-Songwriter allerdings ohne Antje-Schönheit an seiner Seite an.
4) ASERBAIDSCHAN: Samra Rahimli („Miracle“): So umstritten Aserbaidschan wegen der Menschenrechtslage ist, so erfolgreich fällt die ESC-Bilanz des Landes aus, das erst seit 2008 dabei ist. Seither schafften es die Vertreter immer ins Finale, einmal war sogar der Sieg drin. Die 1994 geborene Samra Rahimli soll es diesmal richten - mit einer Trennungsballade.
5) UNGARN: Freddie („Pioneer“): Raue Stimme, treuer Blick - so versucht der ungarische Sänger, die Herzen der ESC-Fangemeinde zu erobern. Aus dem Hintergrund soll ein bisschen Trommelbombast helfen.
6) ITALIEN: Francesca Michielin („No Degree Of Separation“): Beim italienischen Vorentscheid, dem Festival von San Remo, war es diesmal ähnlich wie vergangenes Jahr in Deutschland, als zwar Andreas Kümmert gewann, dann aber doch nicht beim ESC antreten wollte. Für Italien singt nun Francesca eine Liebesballade, obwohl sie hinter der Sieger-Band Stadio landete, die verzichtete.
7) ISRAEL: Hovi Star („Made Of Stars“): Langsames, verträumtes Stück. Dem exzentrischen Sänger mit der auffälligen Haartolle und dem pechschwarzen Eyeliner hätte man einen Song mit etwas mehr Power gewünscht. Auch optisch sehr zurückgenommen, bis auf eine Akrobatik-Einlage im Hintergrund.
8) BULGARIEN: Poli Genova („If Love Was A Crime“): Sie stand schon in Düsseldorf 2011 beim ESC auf der Bühne. Die Sängerin erreichte damals den zwölften Platz für Bulgarien. Mit ihrem frischem Popsong könnte nun ein ähnlicher Erfolg drin sein. Für ihr Science-Fiction-Outfit in der Halbfinalshow hätte sie aber Minuspunkte verdient.
9) SCHWEDEN: Frans („If I Were Sorry“): Ein siebter Sieg für Schweden ist nicht ganz abwegig. Der 17-jährige Frans Jeppsson Wall ist sympathisch, und sein fluffig-leichter Song „If I Were Sorry“ macht gute Laune und geht ins Ohr.
10) DEUTSCHLAND: Jamie-Lee („Ghost“): Dunkles Haar, aus dem Raum Hannover, eigenwilliger Stil - da war doch was. Vergleiche mit ESC-2010-Siegerin Lena sind auf die Dauer natürlich nervig. Mit ihrem quietschbunten Manga-Stil ist die 18-jährige Sängerin und „The Voice of Germany“-Siegerin ein Hingucker - ihr Song ist international tauglicher Pop im Stil von Rihannas „Umbrella“.
11) FRANKREICH: Amir („J'ai cherché“): Sympathischer israelisch-französischer Sänger - ein attraktiver Zahnarzt - und ein mitsingbarer Song (You-u-u-u-u), der als europäischer Sommerhit geeignet wäre. Enthält sogar viel englischen Text - und das aus der sonst so sprachbewussten Grande Nation!
12) POLEN: Michał Szpak („Colour Of Your Life“): Melancholische Ballade, die mit O-O-O-O-Refrain zum langsamen Schunkeln einlädt, aber nicht richtig in Fahrt kommt.
13) AUSTRALIEN: Dami Im („Sound Of Silence“): Zum zweiten Mal ist - etwas absurd - Australien beim EUROvision dabei. Nachdem das Land beim 60. ESC im vergangenen Jahr als Ehrengast in Wien direkt fürs Finale gesetzt war, musste sich Australien diesmal erst im Halbfinale qualifizieren. Der gebürtigen Südkoreanerin Dami Im gelang das mit einer tollen Popballade.
14) ZYPERN: Minus One („Alter Ego“): Die Lederkerle von Minus One fallen mit ihren Outfits auf. Auch mit ihrem Rocksong unterscheiden sie sich erheblich von der Konkurrenz, die ja oft auf seichten Pop oder schwülstige Balladen setzt.
15) SERBIEN: Sanja Vučić („Goodbye“): Energisch und mit Wut in der Stimme singt die Serbin über Frauen, die Gewalt erlebt haben. Ein dramatischer Song, dramatisch vorgetragen.
16) LITAUEN: Donny Montell („I've Been Waiting For This Night“): Der 28 Jahre alte Sänger war schon beim ESC in Baku im Jahr 2012 dabei. Damals sang er „Love Is Blind“ - passend dazu trug er eine Augenbinde, die er sich theatralisch vom Gesicht riss, um dann mit einer Hand ein Rad zu schlagen. Auch diesmal kommt er nicht ohne Akrobatik aus.
17) KROATIEN: Nina Kraljić („Lighthouse“): Mit ihrer gewaltigen Stimme sticht Sängerin Nina Kraljić hervor. Im Halbfinale verließ sie sich aber nicht nur darauf, sondern stand in einem Trickkleid auf der Bühne. Solche Kleider, die sich von jetzt auf gleich verwandeln lassen, haben eine lange Tradition beim ESC.
18) RUSSLAND: Sergej Lasarew („You Are The Only One“): Das Riesenland ist oft Riesenfavorit, auch wenn es in den vergangenen Jahren manchmal Buhrufe in der Halle wegen der Krim-Annexion gab. Diesmal singt mit Sergej Lasarew (andere Schreibweise: Sergey Lazarev) ein bekannter Popstar des Landes einen temporeichen Song, der Wetten zufolge zu den Favoriten zählt. Spektakulärer als das Lied selbst dürfte der in aufwendige Animationen eingebettete Auftritt sein.
19) SPANIEN: Barei („Say Yay!“): Ein locker-leichter Sommerhit, mit dem Barei in Spanien Jury und Publikum überzeugte. Vor ihrem Auftritt will die Sängerin, die den Song selbst mitgeschrieben hat, meditieren. „Das hilft wirklich!“
20) LETTLAND: Justs („Heartbeat“): Mit Elektrobeat setzt sich der Beitrag des 21-jährigen Letten, der mit vollem Namen Justs Sirmais heißt, von der Masse der Popsongs ab.
21) UKRAINE: Jamala („1944“): Wenn nicht das politischste, dann sicher textlich das gewagteste Lied 2016! Die Krimtatarin besingt in „1944“ die Vertreibung ihrer Minderheit unter Sowjetdiktator Josef Stalin. Viele dürften den Song aber als beißende Kritik an Russland wegen der Annexion der Krim 2014 verstehen.
22) MALTA: Ira Losco („Walk On Water“): Im maltesischen Vorentscheid hatte Ira Losco - ein Star in dem kleinen Inselstaat - eigentlich mit einem anderen Titel gewonnen, der aber wenig Enthusiasmus auslöste. Jetzt tritt sie mit einer schwedischen Produktion an. Die Sängerin ist Wiederholungstäterin: Sie hatte Malta schon 2002 beim ESC vertreten - und den zweiten Platz ergattert.
23) GEORGIEN: Young Georgian Lolitaz („Midnight Gol“): Die Indie-Rock-Nummer fällt für ESC-Verhältnisse völlig aus dem Rahmen - was wohltuend ist, sofern man sich für Alternative-Musik erwärmen kann. Optisch kann einem vor lauter Lichteffekten fast ein bisschen schwindlig werden.
24) ÖSTERREICH: Zoë („Loin d'ici“): Eine elfenhafte Interpretin, die ungewöhnlicherweise für die Alpenrepublik auf Französisch singt - „weit weg von hier“ (loin d'ici). Beim österreichischen Vorentscheid hat sich Zoë nur knapp durchgesetzt, vergangenes Jahr war sie daran gescheitert. Aber das ging ja schließlich auch Conchita Wurst im ersten Anlauf so.
25) GROßBRITANNIEN/UK: Joe and Jake („You're Not Alone“): Die Jungs sehen aus, als müssten sie noch die Schulbank drücken. Sie lernten sich - Überraschung! - bei einer Castingshow kennen. Bei „The Voice“ flogen sie vor dem Finale raus. Als Duo stechen sie unter den vielen Solo-Künstlern hervor.
26) ARMENIEN: Iweta Mukutschjan („Love Wave“): Psychedelisch angehauchte „Liebeswelle“ (Übersetzung des Titels). Genau wie Jamie-Lee Kriewitz stand die Armenierin schon bei „The Voice of Germany“ (2012) auf der Bühne. Die Sängerin lebt nämlich in Hamburg und hat hier auch einen Teil ihrer Kindheit verbracht. Wenn man so will, ist Deutschland also auch mit ihr beim ESC vertreten.