Soziale Netzwerke Facebook und Instagram löschen Werke von Deutschlands bekanntester Streetart-Künstlerin
Die sozialen Plattformen haben Beiträge der deutschen Streetart-Künstlerin Barbara entfernt. Die Künstlerin sieht ihre Arbeit bedroht.
Düsseldorf. Seit 2017 ist das umstrittene Netzwerkdurchsuchungsgesetz (NetzDG) in Kraft. Es besagt, dass „offensichtlich rechtswidrige Inhalte“ innerhalb von 24 Stunden nach Eingang einer Beschwerde zu löschen sind. Dieses Gesetz kann als eine Reaktion auf die hohe Zahl von Hasskommentaren und politisch fragwürdigen Postings gesehen werden — der jüngste Lösch-Vorfall auf Facebook und Instagram offenbart aber auch, dass durch dieses Gesetz auch Probleme entstehen können.
Es geht um die deutsche Streetart-Künstlerin Barbara: Im Netz, vor allem bei Instagram und Facebook, ist die Künstlerin tätig. Ihre Arbeit ist schwer in Worte zu fassen — eigentlich reagiert sie mit Schrift, Sprüchen und Kommentaren auf ihre Umwelt. Schilder, Grafitti oder Plakate werden von ihren Ausdrucken überklebt oder anderweitig eingebunden. Sie selbst sagt: „Ich antworte gerne auf Botschaften im öffentlichen Raum.“
Jetzt geht es um vier Beiträge, die von Facebook und Instagram gelöscht wurden: Ein veralbertes „Heil Hitler“-Geschmier, ein Straßenschild verkleidet mit einem Bikini, so dass es enfernt nach einem weiblichen Oberkörper aussieht, ein Kommentar zu einem diskriminierenden Straßenschild sowie eine Einladung zu Hitlers Geburtstagsfeier unterschrieben mit Bernd H.
Nacktheit, Androhung von Gewalt oder Hass sei in den Fotos nicht zu sehen, so die Künstlerin — sie versucht nach eigenen Angaben, gerade rechten Meinungen und Hetze entgegenzuwirken. Dass sie nun bei ihrer Arbeit beeinträchtigt wird, sieht sie mit Sorge - und reagiert am Sonntag mit einer langen nachdenklichen Stellungnahme auf Facebook.
Schon am Montagnachmittag war der Beitrag über 25.000 Mal geliked worden, mehr als 1.000 Kommentare befinden sich darunter, geteilt wurde der Post fast 3.300 Mal. Die Lösch-Aktion bleibt auch bei ihren über 600.000 Followern nicht unbemerkt. Das Netz empört sich - und viele schlagen sich auf die Seite der Künstlerin. „Barbara, mach weiter! Egal in welcher Form!“, schreibt etwa "Anett" auf Facebook. Und auch Amy bedauert die Situation: „Ich liebe deine Arbeit und ich bin sehr traurig, dass ich sie nun nur noch eingeschränkt sehen werde “. Unverständnis schlägt sich in vielen Postings nieder. „Diese Richtlinien verstehe, wer will.“, heißt es auf Facebook.
Auch die Künstlerin weiß, dass es Richtlinien für den Umgang im Netz braucht - das schreibt sie in ihrem Statement. Wenn jedoch die Freiheiten in ihrer kreativen Arbeit eingeschränkt würden, werde das zum Problem: „Satire kann in den sozialen Netzwerken unter den gegebenen Umständen nur noch zensiert stattfinden“, meint sie.
Das könnte wohl auch Auswirkungen auf den Facebook- und Instagram-Account haben - denn die werden wohl nicht mehr die gleichen sein wie vorher: „Ich muss mir jetzt gut überlegen, ob ich einen Beitrag poste oder nicht, denn die Gefahr, dass meine Seite komplett gelöscht wird, ist allgegenwärtig“, schreibt Barbara.
Die Idee einer eigenen Webseite kommt in der Netz-Gemeinde auf - und findet großen Anklang. Viele User bieten Hilfe an, auch die Idee eines Blogs nimmt Fahrt auf. Denn eins ist unter den Usern sicher: Barbara darf nicht aufhören mit ihrer Kunst. Facebook gibt inzwischen zu, einen Fehler gemacht zu haben - und gibt zwei der Beiträge wieder frei. Die Künstlerin selber sieht das als „ein Zeichen des Entgegenkommens“, wenn sich auch an der „Grundproblematik“ nichts ändere. paho