Böswicht Florian Bartholomäi und der 1000. „Tatort“
Berlin. Am Sonntagabend war er mal wieder der Böse: Schauspieler Florian Bartholomäi (29) hat schon zwölf Mal in einem „Tatort“ mitgespielt - sechs Mal war er der Täter, sieben Tote gehen auf sein Konto, wie die Experten vom „Tatort-Fundus“ gezählt haben.
Im 1000. Fall spielte er den aggressiven Ex-Soldaten Rainald Klapproth mit Afghanistan-Erfahrung. Mit seiner Freundin kann und darf er darüber nicht sprechen. Und dann hat sein ehemaliger Vorgesetzter sie ihm auch noch ausgespannt.
Zurück in Deutschland jobbt Klapproth als Taxifahrer. Als die beiden schließlich heiraten wollen, droht er die Nerven zu verlieren. Und dann steigen Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) und seine Kollegin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) in sein Taxi, zusammen mit einem weiteren Kollegen. Dass das nicht gut ausgehen wird, wissen die Zuschauer spätestens, als Klapproth den dritten Polizisten kurzerhand per Genickbruch ins Jenseits befördert.
Die Zuschauerzahl lag bei 11,46 Millionen, das war für die Hauptsendezeit ein Marktanteil von 30,3 Prozent - fast jeder dritte Fernsehzuschauer verfolgte Klapproths bedrohliche Irrfahrt im Taxi.
„Ich bin privat eigentlich ein ganz lieber Kerl“, sagte der gebürtige Frankfurter, der in Berlin lebt, der Deutschen Presse-Agentur. Er lasse nur bei der Arbeit alle Schlechtigkeit raus. „Ich habe einen Hang dazu, zerrissene, einsame Charaktere zu lieben, die hilflos sind und nach was suchen.“ In seinen bisherigen Täterrollen im „Tatort“ hat Bartholomäi seine Opfer unter anderem ertränkt, erschlagen, erwürgt oder die Treppe hinuntergestoßen. Im 1000. Tatort bleibt es bei diesem einen Mord - am Ende stirbt Klapproths Ex durch eine Kugel, die ihm gegolten hat.
Das war noch eher klassisch, davon abgesehen hatte die Jubiläumsfolge durchaus einige unerwartete Wendungen. In den sozialen Medien gab es dafür Lob, aber auch viel Kritik. Auf der offiziellen „Tatort“-Facebook-Seite fanden sich bereits zum Ende des Krimis im Ersten um 21.45 Uhr mehr als 3000 Kommentare. Auch auf Twitter warteten die Zuschauer nicht erst bis zur Auflösung des Falls mit ihren Einschätzungen zu der Geschichte, in der Borowski und Lindholm mit Klapproth auf einer Horrorfahrt nach Leipzig sind - „Taxi nach Leipzig“ war der Titel des 1000. wie schon des 1. „Tatorts“.
Dass Borowski den bewaffneten Ex-Soldaten am Steuer ausschalten will, indem er ihm Kekskrümel in die Augen wirft, und dass zwischendurch in Sachsen-Anhalt im Wald die Wölfe knurren, fand auf Twitter folgende Würdigung: „Wölfe und die letzten Kekskrümel für den Weg nach Hause! Brüder Grimm Special.“ Auch andere haben das nicht ganz ernst genommen: „Nicht auszudenken, was Borowski alles mit Salzstangen oder Lakritzschnecken angestellt hätte“, ist ein ironischer Twitter-Kommentar.
Wölfe, dunkler Wald und ein Taxifahrer mit Kontrollverlust: „In den letzten 5 Minuten wurden sämtliche Horrorfilm-Klischees bedient. Gefällt mir!“, lautete eine andere Einschätzung. „Mein Gott was eine Grütze. Wieder mal 90 Minuten meines Lebens verschenkt“, beklagt dagegen ein Zuschauer im „Tatort“-Account auf Facebook. „Was fuer ein schlechter Tatort und das zum 1000.“, meckert der nächste.
Doch auch genau gegenteilige Meinungen sind dort zu lesen: „Ein spannender Tatort mit zwei Kommissaren in einer Ausnahmesituation, die fern von jeder Ausbildung ins kleinste Detail überlegen müssen, den Täter zu überlisten. Borowski ist besonders hervorzuheben, echt klasse!“ Und ein Facebook-Kommentar lautet kurz und knapp: „Einfach nur geil“.
Mancher Zuschauer wünschte sich etwas mehr Komik: „Ich hätte gern Professor Boerne in diesem Taxi“, twitterte einer, der den Ermittlern aus Münster viel abgewinnen kann. „Ich bete dafür, dass Til Schweiger nicht zusteigt“, ein anderer. Vergleiche mit anderen Ermittlern gab es viele - einer dachte gleich an Götz George als „Schimmi“ aus Duisburg: „Mit Schimanski im Taxi wäre der #Tatort bereits am Breitscheider Kreuz zu Ende gewesen.“ (dpa)
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