Harald Schmidt: „Castingshows nicht mein Genre“

Stuttgart (dpa) - Knapp zehn Minuten mit Harald Schmidt. Der zuletzt bei Sat.1 glücklose Entertainer kommt in Jeans und Jackett, akkurat rasiert und frisiert. Gerade hat der 54-Jährige im Stuttgarter Staatstheater erklärt, dass er am 25. Juli für den SWR die Oper „Don Giovanni“ live im Fernsehen erklären wird.

Vielleicht der vorerst letzte Auftritt im Free-TV. Denn vom 4. September an müssen Fans von „Dirty Harry“ zahlen, um ihn zu sehen. Dann startet seine Late Night Show beim Abonnentensender Sky Hits. Ein Gespräch über den Fernseh-Himmel, Thomas Gottschalk und die Gesetze der Marktwirtschaft.

Ist Sky für Sie denn nun wirklich der „Himmel auf Erden“?

Schmidt: „Der Himmel auf Erden, wie ich das spontan formuliert habe, da hat sich auch nichts seit dieser spontanen Äußerung geändert.“

Haben Sie nicht Sorge, in einer Nische zu versauern?

Schmidt: „Ich bin wieder mal der erste, der weiß, wo die Zukunft spielt. Wenn in 10, 20 Jahre alle Kollegen sagen: "Können wir da auch mitmachen?" Da werde ich sagen: Ich muss gucken, ob in meinen Kanälen noch ein Plätzchen für euch ist. Konservativ sein heißt, an der Spitze des Fortschritts marschieren.“

Thomas Gottschalk ist bald Juror beim „Supertalent“ auf RTL. Wurden Sie auch gefragt?

Schmidt: „Für meinen Freund Thommy ist das eine fantastische Entscheidung. Ich wurde nicht gefragt. Das ist auch nichts für mich. Ich bin so mit Late Night beschäftigt. Castingshows sind nicht mein Genre.“

Würden Sie nicht mal gern neben Dieter Bohlen in der Jury sitzen?

Schmidt: „Ich würde gern bei jeder Gelegenheit neben Dieter Bohlen sitzen. Aber das Format, bei dem jetzt Thommy sein Assistent wird, ist so fantastisch, das würde ich nicht anrühren. Da ist für mich kein Platz.“

Sind sie 34 Euro im Monat wert?

Schmidt: Kostet das Abo 34 Euro? Nun: Das wird der Markt entscheiden.

Was verändert sich an der Harald-Schmidt-Show bei Sky?

Schmidt: „Die Veränderung entsteht ja zwangsläufig, weil wir immer neue Inhalte haben. Wenn wir heute Sendung hätten: Durchsuchung bei Sarkozy, in Italien 93 Millionen Euro irgendwohin verschwunden, Matthias Sammer Sportvorstand bei den Bayern. Aber es wird dasselbe Bühnenbild, dasselbe Studio sein. Die Zuschauer, die sich die Show im Studio angucken, können auf denselben Parkplatz fahren. Die Show wird Harald-Schmidt-Show heißen. Es bleibt alles, wie es seit 17 Jahren ist.“

Aber zuletzt sind ihre Quoten bei Sat.1 eingebrochen. Warum belassen Sie alles beim Alten?

Schmidt: „Weil es fantastisch ist und es nichts Besseres gibt. Die bei Sat.1 wollten es nicht mehr haben, das ist ja legitim. Ich sage das für alle, die sich sonst nicht für Politik interessieren: Wir haben Marktwirtschaft. Und jeder Kunde kann irgendwann sagen: "Geiles Produkt, aber ich möchte es nicht mehr haben oder ich kann es mir nicht mehr leisten."“

Warum aber der Wechsel ins Pay-TV?

Schmidt: „Ich bin einer, der nichts anderes machen möchte als Late Night. Und ein Sender, der mir die Gelegenheit bietet, eine Late-Night-Show zu machen, der macht mich glücklich.“

Interview: Henning Otte, dpa