„Here I go again“ - Gottschalk im Radio
München (dpa) - Thomas Gottschalk hat Fernsehgeschichte geschrieben, mit „Wetten, dass...“ ein Millionenpublikum vor dem Bildschirm versammelt und sich den Ruf erarbeitet, der vielleicht bekannteste Deutsche zu sein.
Seine schönste Zeit hatte er aber nicht neben Hollywood-Stars auf dem Sofa, sondern als er beim Bayerischen Rundfunk in München seinen eigenen Tiefgaragenstellplatz hatte und im Büro mit Kollegen Pfeife rauchte. „Das war auch die glücklichste Zeit meines Lebens“, sagte der 62-Jährige am Sonntag im „Kultabend“ auf „Bayern 3“.
Jahrzehnte nachdem er als Radiomoderator im Bayerischen Rundfunk in den 1970er und 80er Jahren Kultstatus erreicht hatte, kehrte er zurück zu seinen Wurzeln: „Schön, wieder da zu sein.“
Entsprechend nostalgisch fielen Moderation und Musikwahl in der zweistündigen Sendung am Sonntagabend aus. Gottschalk spielte Musik von Def Leppard, R.E.M., Queen oder AC/DC - und „Here I go again“ von Whitesnake. Als ersten Song suchte er sich „Down the Dolce Vita“ von Peter Gabriel aus. Der Song ist aus dem Jahr 1977, als Gottschalk mit „Pop nach 8“ seine eigene Sendung bekam.
„Es ist nicht mehr so, wie es mal war“, musste er allerdings jetzt feststellen. „Man macht Radio jetzt im Stehen.“ Trotzdem möglich, dass es nicht bei dem einen Gastspiel bleibt. „Vielleicht darf ich ja nochmal“, sagte Gottschalk zum Abschied. „Ich habe noch Musik für eine Sendung mehr.“
Das ist auch Musik in den Ohren des Bayerischen Rundfunks. „Es war, als ob Thomas Gottschalk nie weg gewesen wäre“, sagte „Bayern 3“-Programmbereichsleiter Walter Schmich am Montag. Er hoffe sehr auf eine Fortsetzung mit Gottschalk am Mikrofon. „Er selbst kann sich das auch in unregelmäßigen Abstand vorstellen, unsere Studiotür wird jedenfalls immer für ihn offen stehen.“ Konkrete Pläne gibt es nach BR-Angaben aber noch nicht.
Für Gottschalk, der am Freitag bereits eine Episode der rbb-Reihe „Rückkehr der Radiolegenden“ auf „Radioeins“ moderierte, dürften die überschwänglichen Reaktionen des Senders und seiner Hörer - einige der Anrufer im Studio kannte er noch aus seiner Anfangszeit - Balsam für die Seele sein. Im Fernsehen war sein letzter Alleingang, die ARD-Vorabendshow „Gottschalk live“ gefloppt, auch als Jury-Mitglied beim RTL-„Supertalent“ erntete der Ex-Showmaster Kritik.
Im Radio konnte er nun von den guten alten Zeiten schwärmen: Davon, dass er seine Sendung beim Papstbesuch auf der Theresienwiese - er wisse schon gar nicht mehr, welcher Papst das war - „Pope nach 8“ nannte und dass er einmal versuchte, die Fronleichnamsprozession per Verkehrsfunk über die Autobahn umzuleiten.
Ähnlich Rebellisches bot Gottschalk in seiner Nostalgie-Show am Sonntag allerdings nicht. Einzige wirkliche Spitze: Den Skandal um Schleichwerbungsverdacht bei „Wetten, dass...“ griff er auf und sagte, nachdem er über Cowboystiefel gesprochen hatte: „Ein bisschen Schleichwerbung muss schon sein - sonst merkt ja keiner, dass ich's bin.“
Ansonsten machte er sich nur immer wieder über sein fortgeschrittenes Alter - und das seiner Hörer - lustig: „Das ist die Radioversion des Horrorklassikers "Die Nacht der reitenden Leichen". Im Sattel: Thomas Gottschalk.“ Während der Nachrichten habe er eine Aufbauspritze genommen, witzelte er. Und auch die neue Technik machte im zu schaffen. Deshalb wurde er von Fritz Egner unterstützt, einer weiteren Radiolegende. „Früher saß ich da mit drei Plattenspielern und war Herr der Lage“, sagte Gottschalk - und an die Adresse seiner Fans: „Ein paar Überlebende müsste es noch geben aus dieser Zeit.“ Oder: „Meine Hörer heißen eben noch Hans und Petra und so.“ Über den ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU), der als Student auf dem Weg zur Uni seine Sendung hörte, sagte Gottschalk: „Inzwischen ist er pensioniert - und ich mache immer noch Radio.“