Hobby-Goldwäscher träumen vom großen Fund
Sydney (dpa) - Kim Ellis und Lincoln Parsons halten es nicht länger aus. Die Goldfelder rufen. Den beiden gehört ein Laden für Goldschürfer-Ausrüstung, nun hat sie selber das Goldfieber gepackt. Ihre Tochter Kayla soll sich um den Laden kümmern, sie haben ihren Truck vollgeladen und wollen im Westen Australiens auf eigene Faust ihr Glück versuchen.
„Man nennt es nicht ohne Grund "Goldfieber"“, sagt Ellis. „Der Laden boomt zur Zeit, aber wir möchten jetzt raus und selber nach Gold suchen.“ Der Zeitpunkt, um unter die Goldsucher zu gehen, war noch nie besser. Gold ist zur Zeit mehr wert als Platin, und das gelbe Metall dient als inoffizielle Reservewährung. Zentralbanken, die Teile ihrer Goldvorräte verkauft hatten, stocken jetzt ihre Reserven wieder auf. Der weltgrößte Goldproduzent China ist gleichzeitig auch einer der wichtigsten Importeure.
Der Höhenflug des Goldpreises treibt den neuen australischen Goldrausch an und damit auch die Verkäufe von Metalldetektoren und anderer Ausrüstung, die das Geschäft von Ellis und Parsons am Laufen halten. Bei einem Preis von etwa 1260 Euro pro Unze Gold (etwa drei Gramm), reichen vier Unzen, um sich einen hochklassigen Metalldetektor kaufen zu können. Vor einem Jahr lag der Kostenaufwand noch bei sechs Unzen.
Ellis muss lachen, wenn die Leute in ihrem Laden nach Golddetektoren fragen. „Wenn das so einfach wäre, wäre ich die ganze Zeit am Suchen“, sagt sie. „Ich erkläre dann, dass bisher noch keine Golddetektoren erfunden wurden. Was die Kunden meinen, sind Metalldetektoren.“
Dabei hat sich die Metalldetektor-Technologie gewaltig verbessert. „Minelab“, der in Südafrika ansässige Marktführer, hat seine Umsätze in den letzten drei Jahren verdoppelt. Detektoren sind jetzt empfindlicher und auch leichter, das macht die Benutzung vor allem für Frauen einfacher.
Die moderne Detektorenzauberei macht es möglich, in alten Minen, die nur vor ein paar Jahren als ausgebeutet galten, noch Gold zu finden, erzählt Mark Hyde, Leiter des Reiseveranstalters Gold Prospecting Australia. „Es ist, als würde man auf ein neues Goldfeld kommen“, sagt Hyde. „Der Fortschritt ist riesengroß.“ Zu schön, um wahr zu sein?
Im vergangenen Jahr waren 110 Menschen mit Reiseveranstalter Hyde auf Goldsuche. Ein Drittel von ihnen hatte keine vorherige Erfahrung als Goldgräber. Jeder Fünfte kam aus dem Ausland. Jedes Mal, wenn die Reiseteilnehmer ein Stück Gold fänden, sei die Aufregung groß, erzählt Hyde. „Aber ich sage ihnen dann, dass die Goldsuche ein Hobby ist, das möglicherweise - und nur möglicherweise - die Kosten deckt.“ Von den 110 Teilnehmern konnten nur 15 ihre Reisekosten mit dem gefundenen Gold abdecken.
Im ersten Goldrausch von 1870 waren Meißel, Schaufeln und Schüsseln alles, was die Goldgräber besaßen. In Wok-artigen Goldwaschpfannen spülten sie Sand und Steine aus Flüssen, immer hoffend, in diesen sogenannten Sichertrögen winzige, glitzernde Goldpartikel zu finden.
Diese Technik hat sich seit 130 Jahren kaum verändert. Der 77-jährige Ingenieur Martin Marks aus Sydney produziert die von Goldwäscher-Amateuren benutzten Schüsseln und Waschrinnen. Noch vor drei Jahren wollte er seine Mini-Firma schließen. Aber dank des steigenden Goldpreises blüht das Geschäft wie nie zuvor. „Wenn du weißt, was du tust, kannst du deinen Lebensunterhalt mit dem Goldschürfen verdienen“, sagt Marks, ein dreimaliger australischer Goldwäschermeister.
Aber mit alter Ausrüstung sei kein Staat zu machen. Seine Goldpfannen und transportablen Waschrinnen aus Fiberglas sind auf dem neuesten Stand der Technik, sagt Marks. „Ich produziere den schnellsten, modernsten und besten Sichertrog, den es auf der Welt gibt“, sagt er stolz.
Marks' Produkte sind für die Suche nach den winzigen Goldflocken in Australiens Flüssen gedacht. Wer große Nuggets finden möchte, kommt um einen Metalldetektor nicht herum. Mit einem elektronischen Zauberstab nach Metall zu suchen, lässt jedoch kaum Goldgräber-Romantik aufkommen. Daher bevorzugen viele ausländische Touristen das eher altmodische Goldwaschen - trotz der ermüdenden Arbeit und der kargen Ausbeute.