Im Winter ein Jahr
Berlin (dpa) - Eine Silberne Lola beim Deutschen Filmpreis, eine Regieauszeichnung für Charlotte Link beim Bayerischen Filmpreis. Das traurig-schöne Familiendrama „Im Winter ein Jahr“ hat die Kritiker überzeugt.
Drei Jahre nach der Kinopremiere zeigt die ARD den Film am Mittwoch (28.12., 20.15 Uhr) erstmals im Free-TV - und bringt damit ein gelungenes Stück Poesie in die Wohnzimmer in der Zeit zwischen den Jahren. Es geht um Verlust und Trauer, um fehlende Wärme und die Suche nach einer Zukunft. Eine Familie muss mit dem Selbstmord des Sohnes fertig werden. Die Eltern (Corinna Harfouch und Hanns Zischler) haben sich längst nichts mehr zu sagen, Schwester Lilli (Karoline Herfurth) steht im Schatten der Familientragödie und vermisst genau das, was sie am meisten braucht: Wärme und Trost.
Diese Misere kann nur einer von außen aufbrechen: Hier ist es ein Maler (Josef Bierbichler), der von der Mutter beauftragt wird, die lebende Tochter zusammen mit dem toten Sohn auf Leinwand zu bannen. Bei den gemeinsamen Sitzungen im Atelier erspürt der Künstler gemeinsam mit Lilli das Wesen der Familie. Das Bild, das schließlich entsteht, wird nicht den Vorstellungen der Mutter entsprechen. Dafür wird Lilli lernen, auch mit all der Trauer zurück ins Leben zu finden.
Charlotte Link, Oscar-Gewinnerin mit „Nirgendwo in Afrika“, hat für ihre Umsetzung des Romans „Aftermath“ von Scott Campbell ein hervorragendes Ensemble versammelt. Bierbichler verkörpert den ebenso liebenswerten wie knorrigen Künstler mit Leib und Seele, Herfurth glänzt als Tänzerin, die ihre Gefühle mit Rotzigkeit übertönt.
Kamerafrau Bella Halben liefert dazu kinogerechte Bilder, Niki Reiser wurde für seine eindringliche Musik mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. „Ein intimer Film, ein großer Film“, urteilte die Filmbewertungsstelle und gab dem Werk das Prädikat „Besonders wertvoll“. Für die Jury des Bayerischen Filmpreises ist „Im Winter ein Jahr“ ein geglücktes Zusammenspiel von Schauspielern, Kameraführung und überwältigender Musik.