Statistik In Ost- und Westdeutschland werden die Menschen immer älter

Berlin. Die Lebenserwartung in Deutschland ist weiter gestiegen, und die regionalen Unterschiede nehmen dabei weiter ab. So hat sich der Abstand zwischen den Bundesländern mit der höchsten und der niedrigsten Lebenserwartung in den letzten 20 Jahren fast halbiert.

Die Deutschen werden immer älter - egal ob sie in den neuen oder den alten Bundesländern leben.

Foto: Waltraud Grubitzsch

Das geht aus den neuesten Zahlen hervor, die das Statistische Bundesamt am Donnerstag veröffentlichte.

Wie hat sich die Lebenserwartung entwickelt?


Noch Mitte der 1990er Jahre wurden die Männer in Deutschland durchschnittlich nur knapp 73 Jahre und die Frauen 79,5 Jahre alt. Aktuell, das heißt bezogen auf den Berechnungszeitraum von 2013 bis 2015, liegt die Lebenserwartung für neugeborene Jungen bei 78 Jahren und zwei Monaten. Bei Mädchen gehen die Statistiker von einem durchschnittlichen Lebensalter von 83 Jahren und einem Monat aus. Damit hat die Lebenserwartung innerhalb von 20 Jahren bei den Männern um fünf Jahre und zwei Monate zugenommen. Bei den Frauen ist sie um drei Jahre und sieben Monate gestiegen.

Wo wird man besonders alt?

Die bundesweit höchste Lebenserwartung haben Neugeborene in Baden-Württemberg mit 79 Jahren und sechs Monaten (Männer) beziehungsweise 83 Jahren und elf Monaten (Frauen). Im Südwesten des Landes lebt man damit 1,3 beziehungsweise 0,8 Jahre länger als im bundesweiten Schnitt. In Nordrhein-Westfalen liegt die Lebenserwartung mit 77,9 Jahren für Männer und 82,5 Jahren für Frauen leicht unter dem Durchschnitt.


Wo leben die Menschen am kürzesten?

Die niedrigsten Werte verzeichnen die Statistiker bei den Männern in Sachsen-Anhalt (76 Jahre und zwei Monate) sowie bei den Frauen im Saarland (82 Jahre und zwei Monate). In Sachsen-Anhalt sind das immerhin zwei Jahre weniger als im bundesweiten Schnitt und im Saarland knapp elf Monate. Insgesamt hat sich der regionale Unterschied zwischen der höchsten und der niedrigsten Lebenserwartung in Deutschland innerhalb der letzten 20 Jahre aber um etwa die Hälfte verringert. Bei neugeborenen Jungen sind es noch drei Jahre und vier Monate und bei neugeborenen Mädchen ein Jahr und neun Monate.

Woraus resultiert die Angleichung?

In erster Linie aus der Entwicklung in den neuen Bundesländern. So hat etwa die Lebenserwartung der neugeborenen Mädchen in Thüringen mittlerweile fast den Bundesdurchschnitt erreicht. Vor 20 Jahren lag dieser Wert noch fast eineinhalb Jahre darunter. Den größten Sprung nach vorn unter allen Bundesländern hat Mecklenburg -Vorpommern gemacht, wo Mitte der 1990er Jahre noch die niedrigste Lebenserwartung gemessen wurde. Seitdem ist sie bei den Männern um 7,7 Jahre und bei den Frauen um 5,3 Jahre gestiegen.

Warum hat der Osten stark aufgeholt?

Wegen des deutlichen Rückgangs der Umweltverschmutzung in der vormaligen DDR und einer spürbaren Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung. Der jüngste Regierungsbericht zum Stand der Deutschen Einheit vermerkt dazu: "Ein großer Teil der Verringerung der Ost-West-Unterschiede in Lebenserwartung und Sterblichkeit ist darauf zurückzuführen, dass die Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückgegangen ist". Noch Anfang der 1990er Jahre sei die Sterblichkeit wegen solcher Leiden im Osten etwa 1,5mal höher gewesen als in Westdeutschland. Inzwischen seien die Unterschiede vergleichsweise gering.

Was ist für die weitere Zukunft zu erwarten?


Im Vergleich zur sogenannten Sterbetafel der Jahre 2012 bis 2014 hat sich die Lebenserwartung zwar nur um knapp einen Monat erhöht. Doch in der Vergangenheit gab es auch schon stärkere Veränderungen. Die neuesten Zahlen dürfe man daher nicht überinterpretieren, hieß es aus dem Statistischen Bundesamt. Auch Bevölkerungsforscher sehen keinen Grund für ein Ende der steigenden Lebenserwartung.