Internetsucht: Jeder zehnte Jugendliche ist gefährdet
Berlin (dpa) - Fast jeder zehnte Jugendliche in Deutschland nutzt das Internet zu intensiv und in problematischer Weise. Ein Prozent der jungen Deutschen ist sogar internetsüchtig.
Das geht aus einer EU-Studie zum Internetverhalten von 14- bis 17-Jährigen in sieben Staaten hervor, die die Universität Mainz und die Landesmedienzentrale Rheinland-Pfalz am Donnerstag in Berlin vorstellten. Als internetsüchtig stufen die Forscher Jugendliche ein, die einen ständigen Drang zum Surfen verspüren, immer mehr Zeit im Netz verbringen und darüber andere Hobbys und Kontakte vernachlässigen.
Demnach stehen Jugendliche in Deutschland und Island im Vergleich noch gut da, während die Altersgenossen in Spanien, Rumänien und Polen besonders stark betroffen sind. Für die repräsentative Studie wurden mehr als 13 000 Schüler befragt, darunter auch in den Niederlanden und Griechenland. Insgesamt sind in den untersuchten Ländern 1,2 Prozent der Jugendlichen internetsüchtig, knapp 13 Prozent gefährdet.
„Es ist beeindruckend, wie vielfältig und kreativ das Internet von Jugendlichen in Europa genutzt wird“, sagte Michael Dreier von der Ambulanz für Spielesucht der Uniklinik Mainz. Gleichzeitig sei es aber alarmierend, dass so viele Jugendliche ein problematisches oder sogar abhängiges Verhalten zeigten.
Internetsucht kommt demnach besonders häufig bei intensiven Nutzern von sozialen Netzwerken und Online-Computerspielen vor. Die Betroffenen waren schlechter in der Schule und weniger gewandt im Umgang mit anderen Menschen. Erschreckend hoch sei mit knapp vier Prozent der Anteil derer, die online ein riskantes Glücksspielverhalten zeigten, ergänzte Psychologe Kai Müller.
Nachdem das Gros der Schüler schriftlich per Fragebogen befragt wurde, interviewten die Forscher in einem zweiten Schritt insgesamt 124 Jugendliche, die als internetsüchtig galten. Dabei stellten sie unterschiedliche Ausprägungen der Internetsucht fest. Einige der Betroffenen sind exzessiv online und dort quasi „gefangen“, weil sie im wirklichen Leben entweder gemobbt und schüchtern oder aber chronisch gelangweilt sind. Sie drängt es nicht zu Unternehmungen abseits des Computers. „Diese Typen scheinen schlechtere Prognosen zu haben“, erklärte Dreier.
Mehr Chancen, sich aus der Sucht zu befreien, hätten Menschen, die sowohl online wie offline aktiv sind, sowie diejenigen, die nach einer exzessiven Online-Nutzungsphase irgendwann selbst den Stecker ihres Computers ziehen.