Jonas Nay und die RTL-Serie „Deutschland 83“

Berlin/Lübeck (dpa) - Alle paar Jahre gibt es in Deutschland Schauspieler, die groß herauskommen könnten. Jonas Nay (25) ist so einer.

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Der Grimme-Preisträger hat einige starke Auftritte hinter sich: im Mobbing-Drama „Homevideo“ oder im Kinofilm über die Krawalle von Rostock-Lichtenhagen 1992. Mit „Tannbach“ ging es für ihn auf Zeitreise in die deutsche Nachkriegsgeschichte. Gerade drehte er die Siegfried-Lenz-Verfilmung „Schweigeminute“. Vor allem ist Nay mit „Deutschland 83“ der Hoffnungsträger für hiesige Serien: Endlich mal eine, die in einem Atemzug mit „Homeland“ genannt wird.

In der RTL-Produktion, die ab 26. November wöchentlich um 20.15 Uhr läuft, dreht sich fast alles um ihn. Er spielt einen jungen DDR-Grenzsoldaten, der zur Spionage in die BRD und in eine Bundeswehrkaserne geschleust wird. Der Trailer: Auf Nays nacktem Oberkörper flackern Bilder aus den Nachrichten rund um den Kalten Krieg, dazu läuft Musik von New Order.

Die Serie lief zuerst im US-Fernsehen - für eine deutsche Produktion ein Ritterschlag. Eine Fortsetzung hängt wohl auch von den hiesigen Fernsehquoten ab. Die Geschichte könnte dann drei Jahre später, 1986, weitergehen, heißt es hinter den Kulissen.

Nay studiert in Lübeck an der Musikhochschule Klavier. Er hat eine eigene Band und mag Handball, so wie viele Norddeutsche. Nay ist ein Typ mit dem gewissen Etwas: „Man kommt nicht mehr weg von seinem Gesicht“, hat sein Kollege Tobias Moretti einmal gesagt. Ein Markenzeichen: eine Narbe an der Stirn, die von einem Autounfall als kleiner Junge stammt.

Nay hat ein aufregendes Jahr hinter sich. Er durfte mit „Deutschland 83“ nach New York reisen und gab dort seine ersten Interviews auf Englisch. „Ich drücke die Daumen, dass die Serie bei RTL so gut ankommt wie in Amerika, so dass sie fortgesetzt wird“, sagt er. Sie sei etwas Besonderes geworden. „Sie ist so etwas wie mein Baby.“

Für die Spion-Rolle bekam Nay, der mal Zivildienstleistender in einem Behindertenheim war, Schieß- und Militärtraining. Außerdem hatte er einen Berater aus Nato-Kreisen, der damals bei dem Manöver „Able Archer“ dabei war, das in der Serie vorkommt. Und: „Untypischerweise bin ich mit der Musik der 80er Jahre aufgewachsen. Das war die Musik meine Vaters. Billy Joel, Elton John, Police oder Genesis. Das habe ich als 12 oder 13 Jahre alter Stöpsel gehört und selber gesungen.“ Die Vorstellung, dass Deutschland mal geteilt war? Für ihn „total absurd“.

In nächster Zeit will sich Nay eher aufs Studium konzentrieren, mit seiner Band Northern Lights bringt er ein zweites Album heraus. Wenn er über seine Heimat in Schleswig-Holstein spricht, klingt das wie ein Werbespot für das Leben an der Küste. Berlin, das ist für ihn Job. Ein halbes Jahr hat er dort während der Dreharbeiten für „Deutschland 83“ gewohnt. Lübeck ist für Nay eine Oase der Ruhe. „Ich bin ein sehr ruhebedürftiger Mensch, bei dem Hickhack, den das Business mit sich mitbringt. Das Meer! Das beruhigt und erdet unheimlich. Mir tut das einfach extrem gut. Ich werde richtig hibbelig, wenn ich das Wasser nicht um mich herum habe.“