Keine Risiko-Wetten mehr bei „Wetten, dass..?“

Köln (dpa) - Als Konsequenz aus dem Unfall mit Samuel Koch wird es bei „Wetten, dass..?“ künftig keine Risiko-Wetten mehr geben. Zwar sprachen zwei Untersuchungen das ZDF von Schuld frei, doch das ändere nichts daran, dass die Wetten strenger ausgewählt werden müssten, sagte ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut in Köln.

Er sehe mit „Grausen“, was in der Vergangenheit so alles an gefährlichen Sachen gelaufen sei. Bellut gab sich zuversichtlich, dass die Thomas-Gottschalk-Show auch ohne Wetten mit Stuntman-Charakter funktionieren werde. Verrückte Wetten wie „Bauer erkennt Kühe am Euter“ seien oft sogar beliebter beim Publikum.

In der Sendung am 4. Dezember in Düsseldorf war der Wettkandidat Samuel Koch mit Sprungstelzen über entgegenkommende Autos gesprungen. Dabei war der 23-Jährige gestürzt und hatte sich schwer verletzt. Er ist seitdem gelähmt. Nach einem Gutachten des Biomechanikers Gert- Peter Brüggemann von der Deutschen Sporthochschule in Köln geht der Unfall auf „eine Verkettung von unglücklichen Umständen“ zurück.

Die konkrete Ursache sei ein nicht optimaler Bewegungsablauf Samuels beim Absprung gewesen, erläuterte Brüggemann am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Er habe die Arme zu früh hochgerissen und dadurch nicht mehr die nötige Sprunghöhe erreicht. Mit der Größe der Autos habe der Unfall nichts zu tun gehabt. Zusätzliche Matten hätten auch nicht geholfen. Technisches Versagen könne ausgeschlossen werden, urteilte Brüggemann auf der Grundlage von Videobildern und Berechnungen.

„Ob die Risikobeurteilung durch das ZDF hinreichend und genügend war, ist schwer zu beurteilen“, heißt es in seinem Gutachten. „Zumindest wurden die Wette und der Bewegungsablauf nachweislich auf Machbarkeit geprüft.“ Eine interne Untersuchung des ZDF kam ebenfalls zu dem Schluss, dass kein schuldhaftes Verhalten vorliege. Unabhängig von diesen beiden Untersuchungen prüft die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, ob Ermittlungen zu dem Unfall aufgenommen werden. Dies geschehe immer, wenn Anzeigen eingingen, erläuterte ein Sprecher auf Anfrage.

Bellut betonte, dass das ZDF weiterhin die Verantwortung für den Unfall trage. „Die Schuld liegt sicherlich nicht beim Kandidaten“, sagte er. Ganz bestimmt wollte das ZDF nicht die Botschaft vermitteln, dass es die Sache nach den beiden Untersuchungen nun abhaken wolle. Um Samuel werde sich der Sender weiter kümmern.

Wettvorschläge werden künftig in Kategorien eingeteilt und nicht mehr akzeptiert, wenn sie in Kategorie 3 - potenziell gefährlich - fallen. Eine Journalistin wandte ein, Thomas Gottschalk habe unmittelbar nach der Sendung gesagt, die Zuschauer erwarteten einfach solche Sachen. Bellut sagte dazu: „Thomas Gottschalk hat eine nicht öffentliche Rede im Schock nach dem Unfall gehalten.“ In der nächsten „Wetten, dass..?“-Ausgabe werde Gottschalk natürlich noch einmal auf den Unfall eingehen. Weitere Änderungen im Programmablauf seien im übrigen nicht geplant.

Gottschalk wurde am Mittwoch der Grimme-Preis für sein Lebenswerk zuerkannt. Der Unfall habe die Entscheidung nicht beeinflusst, hieß es. Gottschalk hatte die Live-Sendung nach Samuels Sturz abgebrochen.