Mit 85 Jahren Modeschöpfer Karl Lagerfeld ist tot

Düsseldorf · Wie Chanel am Dienstag bestätigte, ist der deutsche Modeschöpfer Karl Lagerfeld tot. Er soll nach einem Notfall ins Krankenhaus eingeliefert worden sein. Seine Nachfolgerin bei dem französischen Modehaus steht schon fest.

Modedesigner Karl Lagerfeld

Foto: picture alliance/dpa/Caroline Seidel

Der weltbekannte deutsche Modeschöpfer Karl Lagerfeld ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Das teilte das französische Modehaus Chanel am Dienstag in Paris mit. Lagerfeld arbeitete seit fast vier Jahrzehnten als Kreativdirektor für Chanel und wurde in der Branche als "Kaiser Karl" verehrt.

Zuvor hatten französischen Medien (Purepeople/Le Figaro) über den Tod des Hamburgers berichtet. Der 85-Jährige sei im Amerikanischen Krankenhaus in Paris verstorben. Zuvor soll er am Montag mit einem Notfall in das Klinikum eingeliefert worden sein.

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Foto: picture alliance / dpa/Etienne Laurent

Schon im Januar hatte es Spekulationen über Lagerfelds Gesundheitszustand gegeben. Erstmals seit Jahrzehnten fehlte Lagerfeld bei den Pariser Chanel-Modenschauen. Eine Chanel-Sprecherin erklärte damals, der Modemacher habe sich "erschöpft" gefühlt. Dass man sich Sorgen um ihn machen müssen, wurde immer wieder dementiert.

2015 hatte Lagerfeld in einem Interview gesagt, er denke nicht an die Rente, dazu sei er viel zu beschäftigt. Trotz seines Alters entwarf er bis zuletzt Kollektion um Kollektion. Außer bei Chanel war er auch beim italienischen Modehaus Fendi und bei seinem eigenen, nach ihm benannten Label Kreativdirektor.

Lagerfelds Tod löste über die Modebranche hinaus Trauer und Betroffenheit aus. "Karl Lagerfeld ist eine riesige Persönlichkeit, jemand außerhalb des Gewöhnlichen", sagte Frankreichs Innenminister Christophe Castaner dem Radiosender RTL.

Lagerfeld kam nur durch Zufall in die Modebranche

Zur Mode kam der Sohn eines Dosenmilchfabrikanten aus Hamburg eher unfreiwillig. Eigentlich habe er Klavierspielen wollen, erzählte Lagerfeld nach Angaben von Mitarbeitern. Eines Tages habe ihm seine Mutter aber den Klavierdeckel über den Fingern zugeschlagen und gesagt, er solle lieber zeichnen, das mache "weniger Lärm".

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Foto: dpa/Angelika Warmuth

Sein Vater hatte mit der Kondensmilch Glücksklee ein Vermögen gemacht, und so verbrachte Lagerfeld seine Kindheit und Jugend auf Gut Bissenmoor bei Bad Bramstedt in Schleswig-Holstein. Doch die Provinz war nicht das Richtige für ihn. Folgerichtig schickte seine Mutter ihn nach Paris auf die Schule.

Dort bekam Lagerfeld mit seinem Zeichentalent in den 50er Jahren eine erste Anstellung beim Couturier Pierre Balmain. Anfang der 60er Jahre wurde er künstlerischer Leiter bei Chloé, zwanzig Jahre später nahm ihn das Traditionshaus Chanel unter Vertrag.

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Foto: picture alliance / dpa/Christophe Karaba

Für Chanel entdeckte er Ende der 80er Jahre das deutsche Model Claudia Schiffer. Er machte sie zu einem der ersten Supermodels. Noch viele Jahre später stand Schiffer für ihn vor der Kamera: Lagerfeld fotografierte die 39-Jährige 2010 hochschwanger und nackt für das Titelbild des deutschen Modemagazins "Vogue".

"Wenn Arbeit kein Vergnügen ist, ja, dann wird es sowieso grauenhaft"

Seine Leidenschaft für die Fotografie entdeckte Lagerfeld ebenfalls Ende der 80er Jahre. Damals war er als Designer bei Chanel mit dessen Fotodirektor aneinandergeraten, der ihm schließlich genervt empfahl: "Wenn Sie so schwierig sind, dann machen Sie's doch selbst!" Was der Modemacher sich nicht zweimal sagen ließ.

Bekannt wurden unter anderem Lagerfelds Aufnahmen für den Pin-Up-Kalender des italienischen Reifenherstellers Pirelli. Ehrgeizig sei er aber nicht, behauptete der Modemacher. "Wenn Arbeit kein Vergnügen ist, ja, dann wird es sowieso grauenhaft", sagte er in Interviews. Er halte Kreativität für einen Muskel, "und der muss trainiert werden".

Karl Lagerfeld im Jahr 1977 neben einem Model in einem Plissee-Kleid aus Lagerfelds Chloe-Kollektion.

Foto: dpa/Werner Baum

Das Wort Inspiration sei dagegen "fast immer ein Passwort für Faulheit". Einfach auf eine gute Idee warten, so gehe es eben nicht. "Inspiration kommt beim Arbeiten wie der Appetit beim Essen." Auch sich selbst erfand Lagerfeld gelegentlich neu: Etwa als er im Jahr 2000 mit eiserner Selbstdisziplin 42 Kilogramm abspeckte.

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2010 schuf sich "Kaiser Karl" neben der Haute Couture mit der Massenfertigung ein zweites Standbein. Nicht ganz unerwartet, denn schon 1996 hatte er eine Kollektion für den Quelle-Katalog entworfen.

Im Jahr 2004 entwarf er mehrere Modelle für die schwedische Modekette H&M, die binnen zwei Tagen ausverkauft waren. Nebenbei arbeitete er für das italienische Traditionshaus Fendi und für seine eigene Marke, Karl Lagerfeld, die später in den Besitz britischer Investoren überging.

Er könne nichts wertschätzen, was vorbei sei, sagte Lagerfeld einmal. "Ich interessiere mich nur für das, was ich gerade tue, was ich tun werde." Mit Leuten wie sich selbst wolle er lieber gar nichts zu tun haben, "das langweilt mich zu Tode", sagte der Macher.

Im Dezember wies er in einem Interview Gerüchte zurück, er arbeite an seinen Memoiren. "Ich versuche sicherzustellen, dass sich niemand an mich erinnert", sagte Lagerfeld.

Lagerfelds Nachfolgerin bei Chanel steht fest

Bei Chanel soll Lagerfeld seine langjährige enge Mitarbeiterin Virginie Viard nachfolgen, wie das Modehaus mitteilte.

(red/AFP)