„Niemals in Rente gehen“ - Wolfgang Petersen wird 70
Wolfgang Petersen schickte „Das Boot“ auf Tauchgang, zog nach Hollywood und lieferte dort Kassenschlager wie „Der Sturm“ und „Troja“. Der deutsche Regisseur feiert jetzt seinen 70. Geburtstag und dreht kräftig weiter.
Los Angeles (dpa) - In Rente gehen, das komme für ihn überhaupt nicht infrage. Wolfgang Petersen, der am 14. März 70 Jahre alt wird, hat gleich eine Flut von Gründen parat, warum er weiter Filme drehen will.
Das sei „wie eine Droge“, begeistert sich der Jeansträger in seinem Büro im kalifornischen Santa Monica. „Das ist ein Teil unseres Lebens, sonst könnten wir Filmschaffende gar nicht richtig atmen“, erzählt Peterson kurz vor seinem Geburtstag der Nachrichtenagentur dpa.
„Das war ja auch bei Bernd Eichinger so, man hätte sich den Bernd niemals als Rentner vorstellen können“. Er selbst sei immer noch „so besessen“ von seiner Arbeit, „das hält einen jung“. Das glaubt man Petersen aufs Wort, wenn der gebürtige Ostfriese von seinen nächsten Projekten schwärmt und dabei gestikulierend in Fahrt gerät.
Im Herbst möchte er mit den Dreharbeiten für „eine große Science-Fiction-Story, die im Kern eine Liebesgeschichte ist“ beginnen. Vorlage ist John Scalzis Roman „Old Man's War“ (deutscher Titel: „Krieg der Klone“). Geplant ist auch ein deutsches Spielfilm- Remake seiner 70er-Jahre-Fernsehkomödie „Vier gegen die Bank“. Das wolle er „mit einer richtig schönen All-Star-Besetzung“, mit Till Schweiger zum Beispiel, in Deutschland drehen.
Nach fast 24 Jahren in Hollywood freue er sich sehr auf den Dreh in der Heimat. „Ich bin Deutscher, das ist gar keine Frage“, aber ein Deutscher, „der sehr gerne in Amerika lebt“, fügt Petersen schnell hinzu. Der in Emden geborene und in Hamburg aufgewachsene Regisseur lernte sein Handwerk an der deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin.
1971 hatte er gleich mit dem „Tatort“-Krimi „Blechschaden“ Erfolg. Die Folge „Reifezeugnis“ mit Nastassja Kinski machte ihn und die blutjunge Darstellerin über Nacht berühmt. Zum Tabubrecher wurde Petersen 1977 mit dem Kinofilm „Die Konsequenz“, der von einer homosexuellen Liebe handelt. Das Bayerische Fernsehen schaltete sich damals aus.
Den Weg nach Hollywood bahnte ihm schließlich sein erster Kinohit in Deutschland - sechs Oscar-Nominierungen gab es für „Das Boot“ mit Schauspielern wie Jürgen Prochnow und Herbert Grönemeyer. Das 1980 gedrehte Drama an Bord eines U-Boots im Zweiten Weltkrieg war mit einem Budget von damals 25 Millionen Mark die bis dahin teuerste deutsche Filmproduktion.
Mit dem Fantasy-Märchen „Die unendliche Geschichte“ legte Petersen einen weiteren Kassenschlager nach, 1987 zog er mit seiner Frau Maria nach Kalifornien. Sie lebten anfangs im Haus von Arnold Schwarzenegger, der gerade geheiratet hatte und ausgezogen war, erinnert sich Petersen lachend.
Sein Hollywooddebüt gab er 1991 mit dem Thriller „Tod im Spiegel“. „Der Film war gut genug, dass ein Clint Eastwood sagte, Mensch den Film finde ich toll, mit dem Regisseur möchte ich "In the Line of Fire" machen“. Der Politthriller mit Eastwood als Secret-Service-Agent und Leibwächter wurde 1993 zum Kassenhit, es ging Schlag auf Schlag weiter: „Outbreak“ mit Dustin Hoffman , „Air Force One“ mit Harrison Ford, „Der Sturm“ mit George Clooney, „Troja“ mit Brad Pitt.
Erst mit „Poseidon“ (2006) nahm Petersens Erfolgsstory ein jähes Ende. Der rund 160 Millionen Dollar teure Katastrophen-Thriller floppte weltweit. Das war ein Schock, räumt der Regisseur ein. „Ich musste mir eine Auszeit nehmen und über viele Dinge nachdenken.“
Die Auszeit ist nun vorbei, Projekte und Pläne stapeln sich. Er würde gerne ein weiteres Mal mit Brad Pitt arbeiten („ein großer Künstler“), und mit Hollywoods neuen Jungstars „wie Jesse Eisenberg oder Jennifer Lawrence“. Er setzt auf „frische und originelle“ Stoffe und würde „wahnsinnig gerne“ noch einmal für einen Oscar nominiert werden. „Das wäre toll, wenn das noch einmal passiert, wer weiß!“, grinst der Regisseur.
Doch erst steht der 70. Geburtstag im Kalender. „Wir werden mit einer Gruppe von Freunden einfach einen völlig albernen und verrückten Abend in einem Restaurant veranstalten und gemeinsam lachen und weinen“, meint Petersen. „Und am nächsten Morgen geht's gleich wieder an die Arbeit.“