Preview: Artistik statt Action - „Tatort“-Ermittler Tukur undercover im Zirkus
Ulrich Tukurs neuer „Tatort“ sprengt das gewohnte Format der beliebten ARD-Krimireihe. Spurensicherung? Gerichtsmedizin? Verfolgungsjagd? Alles Fehlanzeige. Dafür gibt es Zirkus und Musik.
Frankfurt/Main. Ulrich Tukur ermittelt in seinem dritten Fall als Felix Murot undercover im Zirkus. Geheilt von seinem Gehirntumor, verlässt er die Klinik und will feiern: „Ab, zurück ins Leben!“ Der einsame LKA-Ermittler lädt daher seine Assistentin Magda Wächter (Barbara Philipp) in den Zirkus nach Fulda ein. Die Vorstellung wird jedoch von einer Zuschauerin gestört, die sich bedroht fühlt. Als die Frau kurze Zeit später vermisst wird, ist Murot alarmiert. Wächter glaubt zunächst, ihr Chef sehe Gespenster. Auch er fürchtet Nachwehen seiner Gehirn-Operation.
„Schwindelfrei“ lautet der doppeldeutige Titel des „Tatorts“ aus der Zirkusmanege. Gezeigt wird die Produktion des Hessischen Rundfunks (hr) an diesem Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.
Nach dem Verschwinden der Zuschauerin nutzt Murot die Gelegenheit, dass ein Pianist wegen Verletzung ausfällt, und heuert undercover als Klavierspieler im Zirkus an. Doch bald verschwindet auch der verletzte Musiker spurlos. Bei den Zirkusleuten wächst zugleich das Misstrauen gegen den neugierigen Fremden Murot, der viele Fragen stellt und der traurigen Artistin Caja (Dorka Gryllus) näher kommt.
Ungewöhnlich für einen „Tatort“: Die Suche nach den beiden Verschwundenen ist für die Ermittler Nebensache. Spurensicherung, Fahndung und Gerichtsmedizin spielen keine Rolle. Actionszenen mit Verfolgungsjagd und Schusswechsel kommen nicht vor. Stattdessen sieht der Zuschauer ein dichtes Stück über das Zirkusmilieu - mit subtilem Humor und tödlichem Ernst. Die Kameraführung von Carl-Friedrich Koschnick bietet originelle, schöne und ausdrucksstarke Bilder. Manche seiner Großaufnahmen erinnern gar an den italienischen Filmemacher Federico Fellini (1920-1993).
Das Drehbuch von Justus von Dohnányi, der auch Regie führt, scheint Tukur geradezu auf den Leib geschnitten. Der 56 Jahre alte Schauspielstar und Musiker tritt auch als Sänger, Pianist, Akkordeon-Spieler und Clown auf. Die Zirkus-Kapelle ist Tukurs Begleitband „Rhythmus Boys“. „Ich liebe Zirkusmusik“, bekannte Tukur bei den Dreharbeiten. Neben Tukur und seiner Assistentin glänzen vor allem Uwe Bohm als Messerwerfer Frank und Josef Ostendorf als Zirkus-Chef „Raxon“. Mit Lijana Sperlich-Frank vom Zirkus „Carl Busch“ spielt auch eine echte Artistin mit.
Ungewöhnlich sind bei Tukur auch die Schauplätze: Provinz statt kriminellem Großstadtmilieu. Nach dem nordhessischen Edersee und einem Dorf im Taunus stehen diesmal die Rhön und Fulda im Mittelpunkt. Die meisten Szenen spielen im Zirkus, im Hotel und im Kaffeehaus.
Tukurs zweiter „Tatort“ wurde bereits vor zwei Jahren gezeigt, sein vierter Fall ist abgedreht und wird voraussichtlich im vierten Quartal 2014 ausgestrahlt. Dieser sei mit 47 Toten rekordverdächtig, aber nicht blutig, heißt es beim hr. Die Dreharbeiten für den fünften Fall sollen Ende 2014 beginnen. Im neuen Jahr sind im hr-„Tatort“ aber zunächst die beiden Solofolgen mit Joachim Król als Frank Steier zu sehen. Die erste Solo-Episode („Eskimo“) ist bereits für den 5. Januar terminiert. Das neue Ermittler-Duo Margarita Broich und Wolfram Koch beginnt im Frühjahr 2014 mit den Dreharbeiten und wird dann voraussichtlich 2015 erstmals zu sehen sein.