Quereinsteiger singen beim ESC für Deutschland
Köln (dpa) - Das bisher völlig unbekannte Trio Elaiza hat an einem Abend Millionen Herzen erobert und singt „Unseren Song für Dänemark“: Deutschland wird damit in diesem Jahr beim Eurovision Song Contest von einer Sängerin mit ukrainischen Wurzeln vertreten
„Das ist so verrückt, wenn man sich selbst im Fernsehen sieht und ganz oft im Radio hört“, sagte die Frontfrau der Band Elaiza, Ela (21), am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. „Wir haben Fanpost bekommen, das gab es noch nie.“
Das Berliner Frauen-Trio Elaiza wird für Deutschland beim ESC 2014 am 10. Mai in Kopenhagen das Lied „Is It Right“ auf die Bühne bringen, ein schmissiger Chanson mit sanftem Polka-Touch. Mit ihren Kolleginnen Yvonne (29) und Natalie (28) setzte sich Ela am Donnerstagabend bei der ARD-Livesendung „Unser Song für Dänemark“ in Köln durch. Die Nervosität war der gebürtigen Ukrainerin Ela dabei deutlich anzumerken. Zuweilen musste sie am Abend mit den Tränen kämpfen.
In der letzten Runde des Vorentscheids sammelten die Quereinsteiger von Elaiza beim ARD-Publikum sogar mehr Stimmen als die bekannte und kommerziell erfolgreiche Band Unheilig (bekannt durch ihren Hit „Geboren um zu leben“). 55 Prozent der insgesamt fast zwei Millionen Anrufer und SMS-Sender votierten für „Is It Right“ von Elaiza, 45 Prozent für Unheilig mit „Wir sind alle wie eins“. Für den Unheilig-Frontmann Der Graf platzte ein Kindheitstraum. Er habe immer beim ESC singen wollen, sagte er.
Elaiza hatten sich Ende Februar das letzte Ticket für den deutschen ESC-Vorentscheid in Köln gesichert. Die Musikerinnen hatten bei einem Clubkonzert in Hamburg die sogenannte Wildcard gewonnen und durften gegen wesentlich erfahrenere Künstler antreten. „Ich glaube, es ist ein Traum“, war Elas erste Reaktion nach dem Triumph ihrer Band.
Die übrigen Kandidaten MarieMarie, Santiano, The Baseballs, Das Gezeichnete Ich, Oceana und Madeline Juno hatten ihre Hoffnungen spätestens im Halbfinale begraben müssen.
Ein Auftritt der ESC-Siegerin von 2013, Emmelie de Forest, mit ihrem Gewinnerlied „Only Teardrops“ gehörte zu den Glanzpunkten des Abends. Moderatorin Barbara Schöneberger stimmte mit dem Publikum Nicoles Grand-Prix-Erfolg von 1982, „Ein bisschen Frieden“, an - ausdrücklich adressiert an den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die ARD-Livesshow hatte diesmal keine Jury. Die TV-Zuschauer entschieden, wer am 10. Mai in Kopenhagen antritt.
„Das war eine tolle Musikshow, die allen Spaß gemacht hat: den Künstlern auf der Bühne, unserem Team hinter den Kulissen und vor allem dem Publikum“, sagte der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor. „Glückwunsch an Elaiza - ich drücke die Daumen für das Finale.“
Grand-Prix-Kenner Jan Feddersen traut dem deutschen Kandidaten Elaiza beim ESC-Finale in Kopenhagen einiges zu: „Ich glaube nicht, dass sie schlecht abschneiden werden“, sagt der Journalist der Nachrichtenagentur dpa. „Ich könnte mir vorstellen, dass sie sehr viel Sympathie gewinnen werden.“
Der Vorentscheid zog mehr Zuschauer an, als in den vergangenen drei Jahren, blieb jedoch hinter dem Debüt von Lena Meyer-Landrut im Jahr 2010 zurück. 3,95 Millionen Zuschauer schalteten am Donnerstagabend „Unser Song für Dänemark“ ein. Das entspricht einem Marktanteil von 13,3 Prozent. Im Jahr 2010, als Lena Meyer-Landrut erstmals ESC-Kandidatin wurde, waren es 4,5 Millionen gewesen.
Der ESC - früher als Grand Prix bekannt - wird seit 1956 ausgetragen. Deutschland hat bisher nur zweimal gewonnen, 1982 mit Nicole und 2010 mit Lena. Im vergangenen Jahr war die Gruppe Cascada für Deutschland angetreten - und hatte nur den 21. Platz erreicht.