Royaler Glanz, Herzschmerz und ein „Bart für Kinder“
Berlin (dpa) - Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig stockt kurz und schaut konzentriert zur schwedischen Königin Silvia. „Sie sind eine Königin aller Kinder“, sagt Schwesig. Sie hält die Laudatio auf die Königliche Hoheit, die bei der Benefizgala „Ein Herz für Kinder“ mit dem „Ehrenherz“ ausgezeichnet wird.
„Ihre wunderbare Kombination aus Leidenschaft, Klugheit und Wärme ist ein Segen für Kinder auf der ganzen Welt“, schwärmt die SPD-Politikerin. „Sie alle hier können die Welt ändern“, sagt Silvia, die den Preis vor allem für ihre Stiftung World Childhood Foundation bekommt. „Wir müssen Verantwortung übernehmen, dürfen die Augen nicht verschließen“, mahnt sie eindringlich - vor allem mit Blick auf das Thema Gewalt gegen Kinder.
Königin Silvia ist nur eine der zahlreichen Wohltäter, die in der Gala von „Bild“ und ZDF auftreten, die ihr Engagement, ihr Herzensprojekt, vorstellen. Schauspielerin Sabine Postel setzt sich für ein Kinderhospiz in Leipzig ein. Désirée Nosbusch erzählt von ihrem Besuch in Kambodscha. Die Stimmung schwankt zwischen vorweihnachtlichem Miteinander, bewegenden Momenten und Herzschmerz. Peter Maffay, Chris de Burgh, James Blunt und Andreas Gabalier singen auf der Bühne.
Für Lacher sorgt „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann mit einer ausgeklügelten Werbeidee, um Spenden einzutreiben. Einen Tag vor der Show hatte er unter dem Motto „Ein Bart für Kinder“ angekündigt: Für eine 100 000-Euro-Spende kommt sein Bart, der zu seinem Markenzeichen geworden ist, ab. Zwei Firmen ließen sich nicht lange bitten und versprachen öffentlichkeitswirksam ihr Geld. Diekmann selbst ist nicht bei der Gala im Flughafen-Hangar in Berlin-Tempelhof. Doch ein Beweisfilmchen zeigt es: Diekmann mit Vollbart, dann mit halbem Bart - für die erste 50 000-Euro-Spende - und schließlich mit babyglatter Gesichtshaut. Seine Frau Katja Kessler, die im Publikum sitzt, zeigt dazu zustimmend und fröhlich den erhobenen Daumen.
Auch der US-Sänger und Schauspieler Harry Belafonte bekommt einen Preis. Hardy Krüger überreicht ihm „Das Goldene Herz“ für seinen Einsatz für Chancengleichheit und gegen Rassismus. Krüger beschreibt Belafonte als bescheiden, unglaublich intelligent, voller Neugier und Witz. „Ein Mann mit Mut.“ Und Belafonte, der in Begleitung seiner Frau und Tochter kam, lobt die Spendenbereitschaft der Deutschen. „Ich danke der deutschen Bevölkerung im Namen der Kinder dieser Welt.“ Diese Geste der „Bild“-Zeitung - also die Auszeichnung - sei für ihn wie eine Salbung.
Aufsehen erregte schon im Vorfeld ein gelber Schuh. Fußball-Bundestrainer Joachim Löw trägt den linken Schuh des deutschen WM-Finaltorschützen Mario Götze auf die Bühne. Der Spender, der zwei Millionen Euro gezahlt hat, will anonym bleiben - der Schuh soll ins Museum.
Am Ende darf Löw noch einmal etwas auf die Bühne tragen: Das große rote Herz, auf dem die Spendensumme steht. Zahlreiche Promis hatten während der Show die Anrufe der Zuschauer und deren Spenden entgegengenommen. Schließlich kommen rund 16,3 Millionen Euro zusammen - etwa so viel wie im vergangenen Jahr. Die Gastgeberin Friede Springer sieht hocherfreut aus und klatscht begeistert.
Nun noch einmal zurück zu Königin und Ministerin: Einen Knicks oder ähnliches habe sie vor dem royalen Treffen nicht lernen müssen, erzählt Schwesig vor der Show. „Königin Silvia von Schweden ist ganz entspannt und sehr bodenständig“, sagt sie schmunzelnd. „Und deshalb glaube ich, geht das alles ganz entspannt über die Bühne.“