Schweiger gewinnt, verliert und polarisiert

Berlin (dpa) - Auch ein Til-Schweiger-„Tatort“ hat seine Grenzen: Der zweite Fall mit dem 50-jährigen Schauspieler in der Rolle des Hamburger Ermittlers Nick Tschiller interessierte am Sonntagabend um 20.15 Uhr in der ARD 10,12 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 27,7 Prozent).

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Schweigers „Tatort“-Premiere vor knapp einem Jahr noch 12,57 Millionen Menschen (33,5 Prozent) gesehen.

Zum Vergleich: Der Bremer „Tatort“ mit dem Titel „Brüder“ hatte vor zwei Wochen 10,18 Millionen Zuschauer (27,4 Prozent). Dennoch hatten Schweiger und Kollege Fahri Yardim mit ihrem Film besonders bei den jüngeren Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren Erfolg - in der Zielgruppe verbuchte er einen Marktanteil von 29,5 Prozent.

Der „Tatort“ hatte im Vorfeld bereits für einigen Wirbel gesorgt. Mit 19 Leichen stellte die Folge „Kopfgeld“ einen neuen Rekord in der Toten-Statistik des seit 1970 existierenden ARD-Klassikers auf. Lange wird die Marke nicht halten, denn im Herbst werden in einem Frankfurter „Tatort“ 47 Menschen sterben.

Die jüdische Gemeinde in Hamburg hatte nach einem Bericht der „Bild am Sonntag“ die Verwendung eines Ausschnitts aus dem Song „Psst“ des Offenbacher Rappers Haftbefehl mit mutmaßlich antisemitischer Textzeile („Ticke Kokain an die Juden von der Börse“) kritisiert. Ein NDR-Sprecher stellte zuvor schon klar: „Diese Zeile ist definitiv nicht im "Tatort" zu sehen.“

Die Feuilleton-Reaktionen auf den zweiten Schweiger-Fall sind differenziert. Vor allem Schweigers Männerbild stößt auf Kritik. „Eine ideale Untermalung sogenannter Herrenabende“, meinte die „Süddeutsche Zeitung“. „Die Folgen mit Tschiller sind als Kontrastprogramm angelegt, die Betulichkeit der Tatorte soll gebrochen werden. Mehr Sex, mehr Blut. Wer's mag: für den ist es das Größte.“

Die ARD plant für dieses Jahr zwei weitere „Tatort“-Filme mit Schweiger und Kompagnon Yardim abzudrehen. „Auch wenn wir jetzt Lesererwartungen enttäuschen sollten: Wir freuen uns drauf“, schrieb „Spiegel online“ im Vorfeld. „2016, kleiner Vorschlag, könnte Fahri Yardim das Hamburger "Tatort"-Revier dann komplett übernehmen.“

Die Konkurrenz hatte aber keine Chance am Sonntagabend: An zweiter Stelle lag am Abend um 20.15 Uhr die ZDF-Verfilmung „Leuchtturm“ nach einem Katie-Fforde-Roman mit Michaela May, die 5,66 Millionen Zuschauer (15,5 Prozent) einschalteten. Dahinter platzierten sich bereits die Sat.1-Krimiserien „Navy CIS“ mit 3,77 Millionen (10,3 Prozent) und ab 21.15 Uhr „The Mentalist“ mit 3,28 Millionen Zuschauern (9,4 Prozent).

Der ProSieben-Science-fiction-Film „Ich bin Nummer Vier“ kam auf 2,69 Millionen Zuschauer (7,8 Prozent), der RTL-Fantasyfilm „Harry Potter und der Feuerkelch“ auf 1,83 Millionen (5,8 Prozent), die „K1 Reportage spezial“ auf Kabel 1 auf 1,07 Millionen (3,0 Prozent) und die Vox-Reihe „Das perfekte Promi Dinner“ auf 1,05 Millionen (3,1 Prozent).

In der bisherigen Jahresbilanz liegt das ZDF mit 13,9 Prozent auf dem ersten Platz. Die ARD liegt dahinter mit 12,6 Prozent vor RTL mit 11,4 Prozent. Sat.1 folgt mit 7,8 Prozent, ProSieben kommt auf 5,4 Prozent, Vox auf 5,0 Prozent, RTL II auf 3,9 Prozent, Kabel eins auf 3,7 Prozent und Super RTL auf 1,7 Prozent.