Tina Hassel wird Chefredakteurin des ARD-Hauptstadtstudios

München (dpa) - Nach dem ZDF setzt auch die ARD eine Frau an die Spitze des Hauptstadtstudios.

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Die WDR-Journalistin Tina Hassel (49) wird am 1. Juni 2015 Nachfolgerin von Ulrich Deppendorf (64), der dann in Ruhestand geht. Dies teilte der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor am Mittwoch zum Abschluss der Intendantensitzung in München mit. Die ARD beschloss zudem, dass der NDR-Intendant Marmor auch 2015 Vorsitzender bleibt, also drei statt wie üblich zwei Jahre amtiert. 2016 übernimmt der MDR mit Intendantin Karola Wille (55) den Vorsitz.

„Tina Hassel ist eine sehr kompetente Korrespondentin“, sagte Marmor. Sie habe Auslandserfahrung und Führungsqualitäten. Hassels Vertrag als Chefredakteurin hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Die gebürtige Kölnerin leitet seit Juli 2012 das ARD-Studio Washington. Seit 1963 haben stets Männer die Studios in Bonn und Berlin geleitet. Seit 2010 ist Bettina Schausten als erste Frau an der Spitze des ZDF-Büros in der Hauptstadt.

Die älteste ARD-Sendung, die „Tagesschau“, soll optisch aufgefrischt und zeitgemäßer werden. „Sie bedarf der Erneuerung, auch rein technisch, auch mit einer anderen Bildsprache“, sagte Marmor. „Wir werden nicht die Form der Sendung verändern. Sie wird weiterhin nicht moderiert werden.“ Wann die ARD erstmals aus dem neuen Studio für „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ in Hamburg senden werde, stehe noch nicht fest. Unter anderem wegen Softwareproblemen verzögerte sich der Sendestart.

Die ARD hat einen Videoclip mit einem Zusammenschnitt von Wortfetzen verschiedener „Tagesschau“-Sprecher online gestellt. Darin heißt es: „Nach Auffassung politischer Beobachter ist die "Tagesschau" ein alter Hut und überhaupt nicht mehr zeitgemäß. Das soll sich ändern. Mit umfangreichen Reformen (...).“

Nach dem Karlsruher Urteil zum politischen Einfluss auf das ZDF hat auch die ARD ihre Aufsichtsgremien unter die Lupe genommen. Die ARD sei deutlich weniger betroffen, sagte der Vorsitzende der Gremienvorsitzendenkonferenz, Uwe Grund. Nur in drei von neun Rundfunkräten werde die vom Bundesverfassungsgericht vorgegebene Grenze möglicherweise leicht überschritten. Das höchste deutsche Gericht hatte im März entschieden, dass die Aufsichtsgremien des ZDF höchstens zu einem Drittel mit Vertretern aus Staat und Parteien besetzt werden sollen.

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien wollen ARD und ZDF in einem gemeinsamen Studio so eng zusammenarbeiten wie nie zuvor. „Da ist nichts mehr, was parallel gemacht wird“, sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres. Das ZDF werde das Eröffnungsspiel am 12. Juni übertragen, die ARD das Finale am 13. Juli.