„Tor des Jahres“: Waldemar Hartmann kontert mit Humor
Berlin (dpa) - Wie peinlich: Da ist man ausgewiesener Fußballexperte und gibt einen falschen Tipp als Telefonjoker bei Günther Jauch.
Alle Welt lacht über Waldemar Hartmann und darüber, wie steif und fest er in der Prominentenausgabe vom Donnerstagabend auf die Frage „Welche Fußballnation konnte bei den bisherigen 19 Weltmeisterschaften nie den Titel im eigenen Land gewinnen?“ behauptet hatte: „Deutschland“ und nicht Brasilien, wie es richtig gewesen wäre.
Doch wer glaubt, der 65-jährige „Waldi“ sei jetzt am Boden zerstört und verkrieche sich, der täuscht sich. Die Show ist bereits am 4. November aufgezeichnet worden. Haudegen Hartmann ist längst über seinen Aussetzer weg und hat sich auf die schenkelklopfende und schadenfrohe Nation vorbereiten können. „Jetzt habe ich es also zum "Tor des Jahres" auf die Seite 1 der "Bild" geschafft“, teilte er am Freitag mit einem gehörigen Schuss Selbstironie der dpa mit.
Und das, „weil ich eine Quizfrage falsch beantwortet habe. Wenn ich gewusst hätte, dass das reicht, hätte ich mir einige Weißbier ersparen können,“ so Hartmann, der bereits als Werbeträger für eine Biermarke unterwegs war. Das Leben geht für ihn längst weiter: „Die Erde wird sich weiter drehen und der Ball bleibt rund.“ Vielleicht springt aus so einer Blamage ein neuer Werbevertrag heraus, so wie die Bierreklame nach dem TV-Streit mit Teamchef Rudi Völler im Jahr 2003 - fragt sich nur jetzt: für welches Produkt? Jauch habe ihm zu einem Ginseng-Produkt geraten, sagte Hartmann im dpa-Interview.
Als Hartmann am 4. November als Telefonjoker von den „Supertalent“-Juroren Lena Gercke (25) und Guido Maria Kretschmer (48) angerufen wurde, hatte „Waldi“ gerade einen Lese-Termin in der Buchhandlung von Ulrich Röhm in Sindelfingen. Es war kurz vor 22.30. Man war gerade auf dem Sprung zum Italiener. Der Händler und andere Gäste hatten die Frage am Telefon mitgekriegt und verdutzt hinterher nachgehakt. „Waldi“, sagt Röhm, habe nur an 2006 gedacht, nicht an 1974, als Deutschland zu Hause Weltmeister wurde. „Dann wurde er aschfahl und konnte sich nicht beruhigen. Aber er war stocknüchtern!“
Diese Szene danach blieb den rund sechs Millionen RTL-Zuschauern am Donnerstag verborgen. Denn nachdem die 30 Sekunden zu Ende waren, preschte Jauch dazwischen: „Ich sage nur: Kopf und Kragen!“ Die beiden Kandidaten, Gercke und Kretschmer, zweifelten - sie setzten zusätzlich den Publikumsjoker ein. Die Zuschauer antworten mit A (Brasilien): 48 Prozent, B (Deutschland): 1 Prozent, C (Argentinien): 11 Prozent und D (Frankreich): 40 Prozent. Die Kandidaten wählten dann korrekterweise Brasilien.
Noch bevor die beiden bei Hartmann anriefen, hatte Lena Gercke, Lebensgefährtin von Fußball-Nationalspieler Sami Khedira, über Hartmann gesagt: „Der muss das wissen. Er hat zu mir gesagt: "Lena, ich weiß alles. Egal in welcher Sportart".“ Jauch machte sich daraus einen kleinen Spaß: „Das hat "Waldi" immer gesagt. Deswegen freue ich mich über die Fallhöhe, die "Waldi" jetzt bei diesem Telefonanruf hat.“
Mit seinem Lapsus steht Hartmann in der Geschichte des deutschen Sportjournalismus nicht allein da. Unvergessen ist für viele der Versprecher von ZDF-Moderatorin Carmen Thomas, die vor rund 40 Jahren im „Sportstudio“ statt Schalke 04 Schalke 05 sagte. Und bei seinem ersten Live-Spiel für den Bezahlsender Premiere 1993 trat Patrick Wasserziehr in ein ähnliches Fettnäpfchen. „1. FC Nürnberg gegen Schalke 04, der neunfache gegen den siebenfachen Meister - sagte ich: "1. FC Nürnberg gegen Schalke 07"“, erinnerte er sich später.
Weil die Sendung ja schon vor drei Wochen aufgezeichnet worden sei, habe er nun genug Zeit gehabt, sich auf den Sturm, der nun über ihn hereingebrochen sei, vorbereiten können, bestätigte Hartmann am Freitag dem „Donaukurier“. „Ich habe mein tiefes, depressives Tal schon hinter mir.“ Und doch: „Dass solch ein Tsunami über mich hereinbricht, habe ich mir wirklich nicht vorstellen können“, sagte Hartmann dem WDR-Radiosender „1LIVE“. Jauch zeigte Verständnis. „Blackout ist Blackout“, sagte er am Abend der Ausstrahlung bei einer Preisverleihung in München. Hartmann habe ihn nach seinem Telefoneinsatz angerufen. „Er hat es sofort gewusst“, sagte Jauch und fügte lachend hinzu: „Waldi bleibt weiter ein guter Kumpel.“
Aufbauende und augenzwinkernde Unterstützung erhielt er vom Komiker Matze Knop, der gerne mal Größen wie Franz Beckenbauer parodiert: „Für mich als Nordrhein-Westfale hat Waldi ja vollkommen recht. Das 74er-Endspiel hat in München und somit im bayrischen Ausland stattgefunden.“